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Krimi-Land Ostfriesland – Interview mit Sandra Lüpkes

Es mag nicht sonderlich logisch sein – aber das ist in meinem Leben so manches eher weniger. Ich trage eine große Ambivalenz zum Thema Spannung/Mord und Totschlag in mir – bei Filmen gehöre ich zur absoluten „Bambi-Fraktion“, wie es meine Familie immer so nett ausdrückt. Sprich, ich kann nur wirklich absolut harmlose, seichte und gerne auch ein wenig romantische Streifen anschauen. Einen sonntäglichen „Tatort“ bekomme ich auch noch verknust – aber bei den ganzen Action- oder Horrorfilmen kann ich nicht mitreden. Ich kann das einfach nicht sehen.

Ganz anders verhält es sich hingegen bei meiner Lieblingsbeschäftigung lesen – da ist mein bevorzugtes Genre der Thriller. Das Blut darf dabei gefühlt lustig aus den Seiten tropfen und der Serienmörder spektakuläre Tötungsdelikte vollführen. Das mag ich total gerne. Klingt komisch – ist aber nun mal einfach so.

Besonders klasse ist es natürlich, wenn man den jeweiligen Schriftsteller von seinem individuellen Schreibstil her gut findet – noch besser, wenn man ihn persönlich kennt und am besten, wenn man ihn dann auch noch total mag. Das geht mir so mit Sandra Lüpkes, die schon 16 Romane, 3 Sachbücher, 8 Kurzkrimisammlungen, 50 Kurzgeschichten, 8 Drehbücher, 2 Theaterstücke und vieles mehr auf den Markt gebracht hat. Ihre Werke erreichten bereits eine Gesamtauflage von über 600tausend Exemplaren.

Sandra Lüpkes wurde 1971 in Göttingen geboren. Als Kind litt sie unter starkem Asthma und so zog die Familie zur Linderung der Symptome in salzige Nordseeluft, nämlich auf die Nordseeinsel Juist – auf der ich ja auch 16 Jahre leben und im Zuge dessen eben auch Sandra kennenlernen durfte. Die Pfarrerstochter verbrachte ihre Kindheit somit im großen Pfarrhaus in der Juister Wilhelmstrasse „gegenüber vom Komposthaufen des Kirchfriedhofs“, wie sie selber den Ort beschreibt. Mit 15 Jahren wechselte Sandra aufs Festland, verliebte sich aber einige Jahre später in einen Insulaner und dies brachte sie zurück auf die Insel. Hier entdeckte sie ihre tolle Gesangsstimme, gründete eine Rockband namens „Strandgut“, führte mit ihrem Mann eine Ferienpension, wurde Mutter und schrieb ihre ersten Geschichten. Seit ihre erste Ehe zerbrach, lebt und arbeitet Sandra Lüpkes in Berlin und ist mit dem Krimiautor Jürgen Kehrer verheiratet. Die beiden vereint offensichtlich die gemeinsame Leidenschaft für gute Geschichten, so schreiben sie zusammen u.a. Drehbücher für die ZDF-Reihe „Wilsberg“, für „Friesland“ und „Letzte Spur Berlin“ und geben auch als Duo Schreibkurse. In meiner Juist-Zeit habe ich ebenfalls mal einen solchen besucht und in der Woche meinen ersten Kurzkrimi verfasst, den ich in einem der nächsten Artikel abdrucken möchte. In einem weiteren Blog-Artikel werde ich weitere Krimi-Autoren Ostfrieslands vorstellen.

Bei ihren Lesungen hört man nicht nur Geschriebenes – Sandra Lüpkes singt zwischendurch Chansons, deren deutsche Texte sie selber verfasst hat und dazu spielt sie Singende Säge und Flügelhorn.

2001 schrieb sie mit „Die Sanddornkönigin“ den ersten Kriminalroman rund um die Kommissarin Wencke Tydmers, dem bis 2013 noch acht weitere Bücher folgen sollten. Die meisten Handlungen spielen dabei unmittelbar in Ostfriesland.

Ich habe Sandra Lüpkes über ihre frühere Heimat und ihre schriftstellerische Sichtweise auf diese tolle Region ein wenig ausgefragt.

Fragen an Sandra Lüpkes

Frage: Du hast viele Jahre auf der Nordseeinsel Juist gelebt – wie viel Ostfriesin trägst Du noch in Dir?

Antwort: Die direkte Art und das Bodenständige, so wird mir oft gesagt, sei angenehm nordisch an mir. Ebenfalls mein leicht nordischer Zungenschlag, der in meiner Wahlheimat Berlin besser ankommt als das Schwäbische, das mir durch meine süddeutsche Mutter ja auch nicht fremd ist.

Frage: Was liebst Du an der Region Ostfriesland besonders?

Antwort: Die Verwurzelung mit alten Traditionen. Ich mag Bräuche wie Osterfeuer, Verknobelung und Sünnerklaas, außerdem esse ich sehr gern Grünkohl mit allem Drum und Dran, bin aber noch nie Grünkohlkönigin geworden, was mich immer etwas wurmt.

Frage: Was vermisst Du in Berlin besonders in Bezug auf Ostfriesland?

Antwort: Das gute Wasser zum Teekochen. In Berlin trinke ich zwar auch immer Ostfriesentee mit Kandis und Sahne, aber er schmeckt lange nicht so gut.

Frage: Warum eignet sich Ostfriesland so besonders gut als Krimi-Land?

Antwort: Da es im Krimi um große Konflikte geht, bietet sich eine besonders idyllische Gegend als Kontrast zum fiesen Verbrechen geradezu an.

Frage: Ein Zitat von Dir lautet: “Oft werde ich gefragt, wie ich auf all diese Ideen komme. Doch eigentlich ist es ja anders herum: Die Ideen kommen zu mir. Eine richtig gute Geschichte erkennt man daran, dass sie einen nicht mehr los lässt und sich beinahe von selbst zu erzählen scheint.” – und dennoch gehört für Dich zum Beruf der Schriftstellerin unbedingt das akribische Recherchieren – wie genau kann man sich das vorstellen?

Antwort: Inzwischen schreibe ich ja eher zeithistorische Romane als Krimis, dennoch gilt für beide Genre dasselbe: Das Thema, über das ich schreibe, sollte mich elektrisieren. Dann lege ich mir einen großen Wissensvorrat zu, auch wenn ich am Ende nur ein Zehntel davon im Roman verwende. Doch erst wenn ich das Thema wirklich durchdrungen habe und bis in feine Verästelungen verstehe, kann ich mich dem Schreiben hingeben. Dann kann ich nämlich Handlung mit plastische Begebenheiten und farbigen Details schildern, was das Lesen auch von an sich trockenen Begebenheiten zu einem Unterhaltungsvergnügen macht. Meine Arbeitszeit besteht zu einem Drittel Schreiben, einem Drittel Organisatorischem und einem Drittel Recherche.

Frage: Die Hauptprotagonistin in Deiner Kriminalroman-Reihe ist die impulsive und oftmals etwas chaotische Kriminalkommissarin Wencke Tydmers – wie würdest Du diese beschreiben und wie viel von ihr steckt in Dir selber?

Antwort: Wencke ist vor zweiundzwanzig Jahren entstanden, ich war gerade zum zweiten Mal Mutter geworden und hatte Spaß mit meiner völlig unabhängigen, etwas chaotischen und auch halsbrecherischen Heldin. Als ich von Juist weggezogen bin, ist Wencke ins Ausland gegangen und anschließend zum LKA Hannover. Wir sind also beide nie stehengeblieben. Zuletzt taucht Wencke in einem Kurzkrimi auf, in dem sie gemeinsam mit dem Privatdetektiv Wilsberg  (dem Romanhelden meines Mannes Jürgen Kehrer) im Hauptbahnhof Hannover den Mord an einem Obdachlosen aufklärt. Mal sehen, ob ich irgendwann mal wieder einen Kriminalroman mit ihr schreibe, ich bin gespannt, in welcher Situation wir beide dann stecken.

Unser Tipp:

»Das, was ich an Juist liebe, trage ich für immer in mir. Juist hat mir einen inneren Kompass eingepflanzt, mit dem ich mich überall auf der Welt zurechtfinden kann.«
Aus der liebevoll-kritischen Distanz Berlins zeichnet Sandra Lüpkes in ihrem neusten Buch „Mein Juist“ eine zwiegespaltene Liebeserklärung an ihre Heimatinsel und berichtet von Traditionen, Bräuchen und dem Leben in einer Gemeinschaft, in der man während der Hochsaison weder Kinder bekommen noch sterben sollte, wenn man seinen guten Ruf nicht ruinieren will.

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