15 Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer wird gefeiert
Bei meinen zahlreichen Besuchen in der Kindheit und während meines 16jährigen Lebens auf der ostfriesischen Insel Juist habe ich die Südseite immer besonders geliebt. Klar – im Norden gibt es den einzigartigen Strand an der rauen Nordsee mit unglaublich weichem und weißen Sand, der jeden Tag anders aussieht und einem jede Alltagssorge aus dem Kopf pustet. Im Süden gibt es den „sanfteren Bruder“ – die Wattenmeerseite. Hier stand oder saß ich oft stundenlang, hab den Austernfischern zugehört, die kraftvolle Stille genossen und einfach gespürt: das Leben offenbart sich hier in einer ganz puren, reinen und intensiven Form.
In diesem Sommer feiert das Wattenmeer sein 15jähriges Dasein als UNESCO Weltnaturerbe – ein wunderbarer Anlass, um Euch den tollen Lebensraum einmal näher vorzustellen.
Was macht die Landschaft so besonders?
Das Wattenmeer erstreckt sich entlang der Nordseeküste von den Niederlanden über Deutschland (und das eben hauptsächlich als natürliche Grenze in Ostfriesland) bis Dänemark und umfasst eine Fläche von rund 11.500 Quadratkilometern. Damit bildet es das größte zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem der Welt, dessen fruchtbarer Boden über Jahrtausende durch Ebbe und Flut geformt wurde. Den bei Niedrigwasser freiliegenden Grund bezeichnet man als Watt und dieser wird zweimal am Tag während des Hochwassers überflutet – der zeitliche Abstand dazwischen beträgt durchschnittlich sechs Stunden und zwölf Minuten.
Für die Natur stellt das vor etwa 7500 Jahren entstandene Wattenmeer eine nahezu einzigartige Region dar, denn es besitzt eine der höchsten Primärproduktionsraten auf unserem Planeten. Der Begriff stammt aus der Ökologie und beschreibt die Produktion von Biomasse durch natürliche Helferlein wie Bakterien, Pflanzen oder Algen. Das Ergebnis dient zahlreichen Tieren des Wassers oder der Luft als wertvolle Nahrungsquelle.
Dabei verändert sich die vielfältige Landschaft durch den Einfluss der Gezeiten immer wieder und bildet so als dynamischer Raum eine wohl behütende Kinderstube für Fische, Krebse, Muscheln und vieles mehr, ein ausreichend Ruhe und Stärke schenkendes Brut- und Rastgebiet für Millionen einheimische und Zugvögel und eine perfekte Heimat für die größten Raubtiere Deutschlands, die Seehunde und Kegelrobben.
Die Auszeichnung zum UNESCO Weltnaturerbe
2009 wurde zunächst das deutsch-niederländische Wattenmeer in die UNESCO Welterbe-Liste aufgenommen, zwei Jahre später folgte der Bereich rund um Hamburg und 2014 dann auch der dänische Teil – und das unter allen drei angemeldeten Kriterien, was bedeutet, dass das Wattenmeer sowohl hinsichtlich der geologischen und ökologischen Prozesse als auch hinsichtlich seiner Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt als „außergewöhnlich universeller Wert“ international anerkannt wurde und nun auf gleicher Stufe steht wie beispielsweise das Great Barrier Reef vor Australien oder der Grand Canyon in den USA.
Voraussetzung für diese tolle Anerkennung war, dass das Wattenmeer gut geschützt wird. In Deutschland wird dies vor allem durch die drei Wattenmeer-Nationalparks gewährleistet, die zu Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg gehören. Aus diesem Grund ist die Landschaft noch weitgehend intakt, die Bestände der Seehunde und Robben haben sich erholt und die blühenden Salzwiesen bieten als Bereich, der fast überall nicht betreten werden darf, ein ungestörtes Zuhause für zahlreiche Pflanzen und Tiere, die es so wahrscheinlich bald nicht mehr geben würde.
Die Bedrohung des Wattenmeeres
Nichtsdestotrotz sieht sich der wunderbare Lebensraum zahlreicher Bedrohungen von uns Menschen ausgesetzt und die Naturschutzverbände ziehen anlässlich des 15jährigen Jubiläums eine eher gemischte Bilanz: natürlich ist die Anerkennung als Schutzraum erfreulich und hat einiges bewirkt, aber dennoch stieg der Druck auf die Natur weiter an. „Es ist die Summe aus all den Projekten zur Erdgas-Gewinnung, Flüssiggas-Terminals, Vertiefungen von Flussmündungen und Fahrwassern sowie der Verlegung von großen Kabeln und Pipelines, die die Natur im Weltnaturerbe Wattenmeer besonders bedrohen,“ meint beispielsweise Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeerexperte des WWF.
Weitere Belastungen, wie zum Beispiel die immer noch unzureichend geregelte Fischerei oder der teilweise sehr intensive Tourismus mit Folgeerscheinungen wie viele Motorboote usw. bedrohen das geschützte Gebiet zusätzlich. Und auch das große Thema Klimakrise macht natürlich vor dem Wattenmeer nicht Halt: durch den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels sind Salzwiesen, Wattflächen, Dünen, Strände und letztendlich ganze Inseln auf längere Sicht sehr gefährdet. Die sichtbar stärkeren und gewaltigeren Sturmfluten sprechen dabei ebenfalls eine eindeutige Sprache.
Und noch immer wird das Weltnaturerbe vom Menschen ausgebeutet, beispielsweise durch die Gewinnung von fossiler Energie aus Öl und Erdgas. Auch die alternative Energiegewinnung durch die sogenannten Offshore-Windparks in der Nordsee sollte man kritischer und noch naturverträglicher betrachten und angehen. Klar ist, dass wir die Windenergie für die Energiewende brauchen, aber es wäre wichtig, zum Beispiel die großen Kabel, mit denen der Strom durchs Wattenmeer abgeführt wird, auf möglichst wenige Trassen zu beschränken und hierbei die besonders sensiblen Bereiche des Wattenmeeres auszusparen.
Die Ernennung zum UNESCO Weltnaturerbe bedeutet eben nicht nur Ruhm und Ehre – sondern auch eine besondere Verantwortung, um auch den nachfolgenden Generationen dieses besondere Gebiet zu erhalten.
Das Wattenmeer erleben
Jedes Jahr finden am letzten Juni Wochenende zahlreiche besondere Events zum Status des Weltnaturerbes statt. So bieten im Prinzip fast alle ostfriesischen Küstenorte zu diesem Zeitpunkt tolle Veranstaltungen rund um das Wattenmeer an: geführte Wanderungen durch den schlammigen Boden – teilweise mit besonderem Schwerpunkt, wie zum Beispiel für die ganze Familie, als Achtsamkeitsspaziergang, mit vielen Stopps und Zeit für Experimente und Gucken/Staunen oder zu ungewöhnlichen Zeiten wie zum Sonnenauf- oder untergang.
Aber natürlich kann man das ganze Jahr über diesen faszinierenden Lebensraum hautnah erleben.
Unser Tipp:
Das Nationalparkhaus auf der ostfriesischen Insel Baltrum bietet innerhalb der Räumlichkeiten viel Informatives über die Lebenswelt der Wattenmeerbewohner und vieles zum Ausprobieren, u.a. die sogenannte Gezeitensäule, an denen man Ebbe und Flut am eigenen Leib erfahren kann. Mit der OSTFRIESLANCARD erhaltet Ihr einen satten Rabatt für die angebotenen Wattwanderungen.
Wenn jemand über ausreichend Erfahrung verfügt, dann wohl Heiko Campen, denn er führt bereits seit über 50 Jahren Menschen von der schönen Stadt Norden aus ins Watt und zeigt ihnen, was es in seinem natürlichen „Wohnzimmer“ alles zu bestaunen gibt. Als Karteninhaber einer OSTFRIESLANCARD spart ihr hierbei ganze 2,00€.
Im Nationalparkhaus Greetsiel erfährt man alles Wissenswerte über das Wattenmeer der Leybucht und Ihr als OSTFRIESLANDCARD-Nutzer spart dabei beim Eintritt.
Bildquelle: https://bnn.de/karlsruhe/welterbe-wattenmeer
![UTA](https://ostfrieslandcard.com/wp-content/uploads/2022/01/Uta.jpg)
Uta – ursprünglich eine jecke Niederrheinerin – ist auf der Nordseeinsel Juist entstanden, wo sie auch 16 Jahre lang gelebt hat. Sie bloggt also über ihre zweite Heimat Ostfriesland – und daneben auf Don´t forget to Hüpf.
Das Wattenmeer feiert ein besonderes Jubiläum
Das Wattenmeer erstreckt sich entlang der Nordseeküste von den Niederlanden über Deutschland (und das eben hauptsächlich als natürliche Grenze in Ostfriesland) bis Dänemark und umfasst eine Fläche von rund 11.500 Quadratkilometern. Damit bildet es das größte zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem
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