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Krimiland Ostfriesland

Ostfriesland ist auf den ersten Blick natürlich sehr idyllisch, blökende Schafe auf dem Deich, sich träge im Wind drehende Mühlen und ein fröhliches „Moin“ beim Betreten des kleinen Tante Emma-Ladens um die Ecke. Aber die Region kann auch ganz anders und hat, wenn man mal genauer hinschaut, auch eine ganz dunkle Seite: dicke Wolken an einem grauen Himmel, gefährliche Moorlandschaften und die raue Nordsee. Das ist wie eine perfekte Fernseh-Kulisse für einen Krimi. Und die Bewohner sind mit ihrer berühmten kurz angebundenen Art auch nahezu ideal für dieses Genre – befragt man einen Ostfriesen, was er als Zeuge denn beobachtet hat, dann bekommt man wohl keine ausschweifende, ausführliche Beschreibung, sondern nur eine knackige, trockene Antwort.

Im wahren Leben werden in Ostfriesland weit weniger Verbrechen verübt als in den meisten anderen deutschen Gegenden. Auf den Seiten zahlreicher Bücher sieht das Ganze allerdings völlig anders aus. Ostfriesland ist Krimiland. Fast nirgendwo sonst auf der Welt gibt es (prozentual zur Bevölkerung) so viele Krimi-Autoren wie hier. Der wohl bekannteste und erfolgreichste unter ihnen, Klaus-Peter Wolf erklärt sich das folgendermaßen: „Vielleicht hat das alles etwas mit der Geschichte Ostfrieslands zu tun. Hier gibt es den Wechsel der Gezeiten, und die Küste ist für viele ein mystischer Ort. Der Deich zieht eine klare Trennungslinie. Hier bist du in Sicherheit. Dahinter wartet das Abenteuer, möglicherweise aber auch der Tod auf dich.“

Krimi made in Ostfriesland

Der oben erwähnte Klaus-Peter Wolf wurde 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt aber bereits viele Jahre in seiner Wahlheimat, der ostfriesischen Stadt Norden und arbeitet dort als freier Schriftsteller, Hörbuchsprecher und Drehbuchautor. Wolf ist der Erfinder der Ostfrieslandkrimis, deren Hauptprotagonistin, die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen, einige Parallelen zu ihrem geistigen Vater aufweist – sowohl Wolf als auch seine erdachte Figur sind im Ruhrgebiet aufgewachsen und mussten sich anfangs in der ostfriesischen Mentalität ein wenig zurecht ruckeln. Wolf hat seine Hauptfigur sogar örtlich ganz nah bei sich, indem er sie in dem selben Viertel von Norden angesiedelt hat, in dem auch er mit seiner Frau wohnt.

Klaus-Peter Wolf ist auch mit weiteren Krimi-Serien sehr erfolgreich und mittlerweile international bekannt. Seine Bücher wurden in 26 Sprachen übersetzt und sind bereits fast 14 Millionen Mal über die Ladentheke einer gut sortierten Buchhandlung gegangen. Und auch als Drehbuchautor ist Wolf sehr aktiv: mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ – auch seine Ostfrieslandkrimis sind für das ZDF bereits in Teilen in Filme umgewandelt worden.

Klaus-Peter Wolf versteht es dabei meisterhaft, außergewöhnliche Spannung und gute Unterhaltung mit seiner deutlich zu spürenden Liebe zu Ostfriesland zu verbinden. Mit seinen regional angesiedelten Kriminalromanen taucht man tief in die besondere Atmosphäre und in die wunderbaren Eigenarten der hier lebenden Menschen ein.

Über die nächste Autorin sagte Klaus-Peter Wolf einmal: „”In der ostfriesischen Kriminalliteratur nimmt sie eine Sonderstellung ein. Sie hat einen ganz eigenen Ton gefunden und schafft damit eine fast schmerzhafte Nähe zu ihren Figuren. Großartig!”

Christiane Franke wurde in Wilhelmshaven geboren und ist ihrer Liebe zum Wattenmeer und den ostfriesischen Landschaften trotz beruflich verlockender Angebote treu geblieben. Nach wie vor lebt sie mit ihrem Mann und ihren inzwischen erwachsenen Söhnen hier und genießt die wunderbare Natur auf langen Fahrradtouren – wenn sie nicht gerade über einem neuen Buch hockt. Ihre bislang 19 Romane, darunter auch mehrere kriminelle Kurzgeschichten, spielen fast alle in ihrer Heimat am Meer und sind regelmäßig auf den regionalen Bestsellerlisten zu finden. Besonders erfolgreich ist die Serie rund um den Dorfpolizisten Rudi, den Postboten Henner und die Lehrerin Rosa, die in Neuharlingersiel spielt und die sie mit ihrer Autorenkollegin Cornelia Kuhnert gemeinsam schreibt. Was als lustige Idee bei einem Autorenboßeln begann, endete bereits mit Plätzen auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Peter Gerdes ist ein ebenfalls ein waschechter Ostfriese. Der 1955 in Emden geborene Schriftsteller lebt heute mit seiner Frau und drei Töchtern in Leer. Zum Schreiben ist er eher durch Umwege gekommen. Mit 16 Jahren fuhr er zunächst als Maschinenhelfer zur See, ging dann nach dem Abitur erst für zwei Jahre zur Bundeswehrmarine und kehrte dem Meer dann beruflich den Rücken, indem er Germanistik und Anglistik studierte. Nachdem er sich als Englischlehrer und Drucker versucht hatte, war Gerdes lange Jahre als Zeitungsredakteur tätig, bis er sich ganz dem Schreiben von Büchern widmete. Seit den 90er Jahren verfasst er dabei vor allem Kriminalliteratur. Neben einzelnen Werken oder Kurzgeschichtensammlungen ist hier besonders die Serie um den Hauptkommissar Stahnke zu erwähnen, einem „bärigen Typen“ mit nicht ganz einfachem Charakter, der in Ostfriesland alle Hände voll damit zu tun hat, verschiedene Verbrechen aufzuklären. Hier kommen Fans von eher gemütlichen Krimis mit Lokalcharakter und gutem Wortwitz voll auf ihre Kosten.

Bis Anfang 2022 betrieb Peter Gerdes mit seiner Frau zudem mehr als 10 Jahre die Krimi-Buchhandlung „Tatort Taraxacum“, in der es tolle Konzerte, fesselnde Krimilesungen und lustige Improtheaterabende gegeben hatte. Unter der Überschrift „Mordwesten“ organisiert das Paar aber weiterhin spannende Veranstaltungen, wie zum Beispiel kriminelle Hafenrundfahrten in Leer.

 

Kriminalistische Events in Ostfriesland

Der soeben vorgestellte Peter Gerdes organisiert zudem alle zwei Jahre im November die Ostfriesischen Krimitage. Wegen der Corona-Pandemie gab es auch hier natürlich leider Ausfälle, aber vom 15. Oktober bis zum 30. November 2022 finden u.a. in Rhauderfehn, Filsum, Rorichum und Aurich tolle Abende mit Lesungen verschiedener Autoren statt, die teilweise mit passender Musik super untermalt werden. In der Vergangenheit haben die Autoren auch schon an ungewöhnlichen Orten in diesem Rahmen aus ihren Werken gelesen, zum Beispiel in der Museumseisenbahn auf der Fahrt von Norden nach Dornum.

Auch die ostfriesischen Inseln, die ja auch oft als Tatort herhalten müssen, laden sich gerne Kriminalschriftsteller für Veranstaltungen ein. So finden auf Langeoog beispielsweise häufig Lesungen solcher Art statt – Juist hat seit 2005 sogar ein in jedem Herbst stattfindendes Krimi-Festival, in dem jedes Mal fünf Autoren aus der deutschen Krimi-Szene eingeladen werden und in dessen Rahmen stets eine große Krimi-Gala stattfindet.

Unser Tipp:

Das Autoren-Ehepaar Sandra Lüpkes und Jürgen Kehrer habe ich Euch bereits in einem gesonderten Artikel vorgestellt. Sandra hat viele Jahre auf Juist gelebt und kehrt mit ihrem Mann immer mal wieder auf die Nordseeinsel zurück, um dort Lesungen zu halten. Aber auch, um anderen Menschen das Schreiben beizubringen. In sogenannten Schreibwerkstätten lernt man u.a. zu recherchieren, daraus packende literarische Szenen zu entwickeln und in die Kunst der Spannungsliteratur einzutauchen. Ich selber habe einen derartigen Workshop der beiden tollen Schriftsteller mal besucht und bin einigermaßen stolz auf meinen ersten – und bisher einzigen – Kurzkrimi, der ebenfalls auf Juist spielt und den ich Euch in einem nächsten Artikel vorstellen möchte.

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