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Thalasso in Ostfriesland

Das schöne Wort „Thalasso“ kommt aus dem altgriechischen („thálassa“) und bedeutet „die Kraft des Meeres“. Es bezeichnet die Behandlung mit Meerwasser (kalt oder wahlweise auch erwärmt), Meeresluft, Sonne, Algen, Schlick und Sand. Der englische Arzt Richard Russell hatte 1750 in seiner Doktorarbeit auf die therapeutische Wirkung von Meerwasser gegen Infektionskrankheiten aufmerksam gemacht und damit den Weg zum heutigen Thalasso geebnet. In Deutschland wurde etwa 40 Jahre danach in Heiligendamm das erste Seeheilbad eröffnet – heute gibt es zahlreiche Thalasso-Einrichtungen an der Ost- und Nordsee. Das größte liegt dabei tatsächlich in Ostfriesland – nämlich auf der Insel Norderney.

Man unterscheidet in dem Verfahren zwei unterschiedliche Richtungen:

  1. Die Thalassotherapie als medizinisches Heilmittel. Diese unterliegt besonderen Bedingungen, wie zum Beispiel der sehr genauen und strengen Kontrolle des Heilmittels Wasser auf Qualität und der ständigen Begleitung durch einen Arzt oder einen entsprechend ausgebildeten Therapeuten. Sie wird nur von speziellen Therapieeinrichtungen und Reha-Kliniken in Seeheilbädern mit medizinisch-wissenschaftlichem Know-how angeboten und zur Heilung oder Prävention von Krankheiten genutzt. Mit der Kraft des Meeres werden beispielsweise Rheuma, Hauterkrankungen, Durchblutungsstörungen, Erkrankungen der Atemwege, Burn out und einiges mehr behandelt. Thalasso ist allerdings nicht für jeden wirklich geeignet. Kontraindikationen sind u.a. Schilddrüsenüberfunktion, Bluthochdruck, Kreislaufschwäche oder Krebserkrankungen. Auch Schwangere sollten die Methode ohne vorherige ärztliche Beratung auf keinen Fall anwenden. Eine Thalasso-Kur dauert in der Regel eine Woche und beinhaltet Elemente wie Hydrotherapie, Pressurmassage, Meerwasser-Bäder, Packungen aus Algen/Schlick, Wassergymnastik und Inhalationen mit Aerosol.
  2. Die Thalassoanwendung, die eher kosmetischen Zwecken und der Entspannung dient. Auch hier wird mit Meerwasser inhaliert, darin gebadet – dazu gibt es Bewegungsangebote am Meeresufer und eben kosmetische Behandlungen mit Meeresprodukten.

Utas eigene Erfahrung mit Thalasso

Als ich noch ein Inselmädchen war und auf dem ostfriesischen Juist lebte, habe ich mal eine einwöchige Klimatherapie „Vom Luftbad zum Seebad“ vom Töwer vital des Meerwasser-Erlebnisbades mitgemacht. Diese wird von der Kurverwaltung dort in der Vor- und Nachsaison angeboten, denn dann ist die Luft und die Nordsee ja richtig schön kalt. Man nutzt bei dieser Therapieform nämlich die gesundheitsfördernden Wirkfaktoren des Reizklimas zur gezielten Abhärtung. Es wird die Anpassungsfähigkeit des Körpers an die unterschiedlichen Temperaturen trainiert und damit gleichzeitig die Durchblutung verbessert. Auf Juist orientiert man sich an der Klimatherapie nach Professor Dr. Menger, die nachhaltig das Immunsystem stärkt, den Stoffwechsel anregt und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Jeder Mensch reagiert natürlich anders auf das Klima, weswegen die Anpassung ganz individuell abläuft und von der eigenen Konstitution abhängt.

Ich zum Beispiel bin ein ziemlicher „Frostköttel“ – sprich, ich friere total schnell. Wie ich die fünf Tage dennoch überlebt habe, erzähle ich Euch Schritt für Schritt:

Tag 1

14° Außentemperatur, die Nordsee hatte an diesem Herbstanfang-Tag seiner Zeit immerhin noch 15,6° und die kleine Gruppe von mutigen Teilnehmern wurde von der Thalasso-Therapeutin am Juister Strand mit den Worten begrüßt: „Die nächsten Tage stehen bei Ihnen unter dem Motto: Abhärtung – Überwindung – Übertreibung!“ Das ließ ja schon Böses ahnen…

Dabei war dieser erste Tag noch verhältnismäßig harmlos: wir sollten von den mollig warmen Klamotten erste Schichten ablegen. Ich hab mich also aus dem Schal, der dicken Jacke und dem Wollpulli geschält. In dünnem Shirt und Hose lief die Truppe dann erst mal ein kleines Stück an der Wasserkante gegen den Wind – dann mit Rückenwind zurück. Schon dabei merkte man natürlich einen Unterschied im Kältegrad. Das ist auch der eigentliche Sinn der ganzen Sache: sein Körperbewusstsein dahingehend schärfen, dass man wieder merkt, was echte Kälte ist. Wie der eigene Körper darauf reagiert und wie man in sich selber rein fühlen lernt. Wann ist es nur ein bisschen kühl und wann friere ich wirklich? Dabei kann man dann auch gut auf körperliche Anzeichen achten: bekommt die Haut rote Flecken ist dies ein Zeichen dafür, dass der Körper durch stärkere Durchblutung versucht, wieder warm zu werden. Ab diesem Zeitpunkt sollte man dann aufhören und sich wieder gut einpacken.

Tag 2

Bei deutlich stärkerem Wind waren die Temperaturen nochmal deutlich abgesackt. Nachdem wir uns in den dicken Kleiderschichten mit auf der Stelle rennen und Arme rudern noch mal ordentlich warm gemacht hatten, sollten die Teilnehmer der Therapie ganz schnell so viel wie möglich ausziehen. Man war ja eigentlich schon gedanklich vorbereitet, aber die Haut traf der Herbstwind dennoch wie ein Schock. Wir liefen wieder zügig dagegen an und tatsächlich bemerkte man nach einiger Zeit einen gewissen Gewöhnungseffekt. Irgendwann bemerkte man, dass man wieder normal atmen konnte (im Gegensatz zu der Schnappatmung beim ersten Kälteschreck). Dennoch zeigte unsere Haut dann nach etwa 10 Minuten die oben beschriebene Rötung und wir durften uns wieder unsere Klamotten schnappen. Beim Rückgang übern Strand fühlte es jeder von uns: eine ganz wohlige innere Wärme stieg in uns hoch. Fühlte sich richtig gut an!

Tag 3

Am heutigen Morgen sollten wir alle bereits einen Bikini drunter tragen, was angesichts des grauen, sehr windigen Herbsttages, der mehr als ungemütlich daher kam, bereits eine echte Überwindung war. Und die Thalasso-Therapeutin machte auch umgehend ernst: „Ausziehen!“ war der Befehl, als wir an der Wasserkante angekommen waren. Ich versuchte die in meinem inneren Ohr deutlich zu hörenden Gedanken der einsamen Spaziergänger („Wie bekloppt sind die denn?“) zu ignorieren und hopste nur in Bademontur auf und ab. Doch wir wurden dazu auch noch ins Wasser gescheucht: bis zum Knie sollten wir gegen den Wind anlaufen. Durch die Wellen schwappte die Nordsee teilweise bis zu unseren Oberschenkeln und ich quietschte – aber ganz tapfer nur lautlos. Aber auch hier entwickelten die Füße relativ schnell ein Wärmegefühl – der Körper regt eben den Stoffwechsel auf Hochtouren an, um der Kälte entgegen zu wirken. Nach etwa einer Viertelstunde setzte bei uns allen aber das sogenannte „zweite Frieren“ der Beine ein, es prickelte unangenehm wie tausend Nadelstiche. Deutliches Zeichen zum raus gehen und anziehen.

Tag 4

Die kleine mutige Gruppe schritt wild entschlossen unter den träg-grauen Wolken bis zum Meeressaum und kleidete sich wie gewohnt aus. Unsere Befehlshaberin traf genau die richtigen Worte: „So, jetzt einfach geradeaus, nicht zögern, zügig rein da!“ Es half sehr – wir überquerten schnell den ersten Priel, kamen ins tiefere Wasser und tauchten mit zahlreichen gedachten bösen Worten mit dem Oberkörper in die eisigen Fluten. Nachdem der erste Schock überwunden war, wurde es richtig gut. Das Strampeln gegen die Strömung und dazu der hochgefahrene Stoffwechsel ließen mich eine wunderbare Wärme spüren und mich grinsen wie ein Honigkuchenpferd im Schlaraffenland. Deutlicher kann man Endorphine wohl selten fühlen.

Man sollte immer so lange im Wasser bleiben, wie die Temperatur ist – also stapften wir nach 14 Minuten an Land und stiegen mit unserer salzigen, klammen Haut wieder in unsere Kleider. Das dann aufsteigende Gefühl kann selbst ich als Wortakrobatin ganz schwer beschreiben, es war jedenfalls unglaublich toll und ich hätte es nie für möglich gehalten: aber ich freute mich schon auf den nächsten Morgen, wo ich wieder rein durfte…

Tag 5

Heute sollte die letzte Thalasso-Steigerung erfolgen – quasi die Kirsche auf der Sahne der Lieblingstorte. Komplett ins Wasser – also „mit Haare“, einmal richtig untertauchen. Also zunächst alles wie am gestrigen Tag – dann absolvierte ich ein paar beherzte Flachköpper ins bauchtiefe Wasser und der Kick war perfekt! Von der heute sonnenglitzernden 13° kalten Nordsee umgeben, zu spüren, wie der ganze Körper arbeitet und die Glückshormone förmlich explodieren, der Kopf voller Stolz auf sich selbst, dass man sich überwunden hat – mehr Meer geht nicht!

Und was soll ich sagen – ich war in diesem Winter damals kein einziges Mal erkältet!

Unser Tipp:

Schon alleine das Aufhalten an der ostfriesischen Luft ist Thalasso – besonders effektiv ist da natürlich ein Spaziergang direkt an der Wasserkante der Nordsee. Hier ist die Aerosol-Konzentration durch die Gischt der Wellen besonders hoch – und das noch verstärkt in den kälteren Jahreszeiten, wenn das Meer eben so richtig schön aufgewühlt ist.

Lasst Euch verwöhnen und profitiert von Euren Vorteilen mit der OSTFRIESLANDCARD – z.B. in der Cliner Quelle, bei Meer & Moor oder bei Wellness & Meer.

Bildquelle: Thalasso auf Wangerooge

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