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Mit dem Fahrrad durch Ostfriesland

Ja, wir sind mit dem Radl da…

Wenn ich an Ostfriesland denke, fällt mir sofort meine Mutter ein, die mit Konica-Kamera um den Hals, flatterndem Tuch im Haar und Sandalen im Deich-Gras steht und begeistert in den Himmel ruft: „Diese Wolken! Dieses Licht!“ Als Kind habe ich mich mit meinem Bruder ständig darüber lustig gemacht – heute (wo ich eben älter, wenn auch nicht gerade vernünftiger geworden bin) kann ich die Euphorie absolut nachvollziehen. Ostfriesland hat einen ganz besonderen Zauber – und den erlebt man am besten, wenn man sich mittendrin befindet und die einzigartige Landschaft um sich herum mit allen Sinnen erleben kann – zum Beispiel per Fahrrad.

Sonne, tief liegende Wolken, die wie Spiegelbilder der vielen Schafe wirken und ein Himmel bis zum Horizont. Die salzige Luft atmen, der Stille zuhören und den Alltag weit hinter sich lassen – das ist Radurlaub in Ostfriesland, wo einen der oft raue Gegenwind vom Meer Willkommen heißt und sich dann als zuverlässiger und treuer Gefährte immer wieder zu einem gesellt.

Die fünf Ostfriesland Rad-Routen

Die Region bietet fünf verschiedene Themenrouten, auf denen man einzelne Etappen von Hotel zu Hotel ab radeln oder sogenannte Sternfahrten unternehmen kann. Hierbei bleibt man während des gesamten Aufenthalts in der gleichen Unterkunft und erkundet von dieser das Umland. Auf diesen Routen lernt man die schönsten Ecken und Fleckchen der ostfriesischen Halbinsel kennen. Man kann sie auch beliebig miteinander verbinden.

AMMERLANDROUTE

Die Ammerlandroute

Die Tour beginnt gleich hinter Westerstede und führt durch eine wunderschöne Region mit vielen Parklandschaften und blühenden Gärten, die oft zu einem Spaziergang einladen. Das lohnt sich besonders in der Zeit von Mai bis Anfang Juni, denn in Linswege kommt man auf der Strecke zu Deutschlands größtem Rhododendronpark, dessen Pflanzen dann in allen erdenklichen Farben blühen.

Auf der Weiterfahrt sollte man in Wiefelstede einen weiteren Zwischenstopp einlegen und die St. Johannes Kirche besuchen, bevor es durch den Rasteder Schlosspark geht. Die nächste Etappe führt durch die Mansholter Büsche – ein alter Eichen- und Hainbuchenwald, der naturnah und nachhaltig bewirtschaftet wird und eine große Artenvielfalt bietet – zum Zwischenahner Meer. Auf dem Rückweg durch die Fehnlandschaft sollte man einen Abstecher nach Apen machen und dort im Ortskern das Schinkenmuseum aufsuchen. Der Inhaber räuchert hier selbst in der neunten Generation den Schinken nach uralter Tradition, wobei man ihm über die Schulter gucken und auch gerne mal probieren darf.

FEHNROUTE KARTE

Die Deutsche Fehnroute

Diese Strecke bin ich letztens zumindest teilweise gefahren, als ich mich mit einer Freundin im wunderschönen Leer getroffen habe. Das Städtchen hat eine ganz tolle Altstadt und einen sehenswerten Museumshafen. Die erste Etappe führt über Großefehn, der ältesten Fehnkolonie Ostfrieslands. Hier kann man gut die Moor-Vergangenheit der Region anhand von Kanälen mit typischen weißen Klappbrücken, Schleusen und Gulfhöfen erkennen. In Wiesmoor lohnt sich ein Rundgang in der Blumenhalle mit außergewöhnlichen Pflanzen, begehbaren Beeten und einer Wasserorgel, die im Halbstundentakt Fontänen tanzen lässt. Weiter geht es durch die Naturschutzgebiete Neuendorfer Moor und Saterland, dann immer am Kanal entlang durch die Gemeinden Ostrhauderfehn und Rhauderfehn nach Papenburg, wo man sich auf jeden Fall die berühmte Meyer Werft anschauen sollte. Auf dem Heimweg Richtung Leer radelt man durch die Gemeinde Westoverledingen und sollte auch hier mal vom Sattel steigen, um im Warftenort Mitling-Mark eine mächtige Holländerwindmühle zu besuchen. Sie ist innen im Originalzustand und dient als romantisches Trauzimmer. Daneben findet man noch ein altes Backhaus und ein Museum mit über 800 Gegenständen aus einer Küche von anno dazumal.

FRIESENROUTE

Die Friesenroute Rad up Pad

Dieser Rundkurs wird von ostfriesischen Häuptlingssitzen, kleinen Häfen und urigen Dörfern geprägt und verbindet Kultur, Natur und Geschichte. Startpunkt ist die Seehafenstadt Emden. Von hier aus geht es durch das malerische Greetsiel und das Brookmerland auf den Spuren des berühmten Piraten Störtebeker bis zur ältesten Stadt Ostfrieslands, nach Norden-Norddeich. Ab hier folgt man immer dem Deich bis nach Dornum, wo man sich im barocken Wasserschloss aus dem 14. Jahrhundert in die Zeit des Häuptlings Hicko Kankena zurückversetzen kann. Bevor man sich dann durch das wunderschöne Fehngebiet wieder Richtung Emden macht, fährt man noch durch Aurich und Ihlow, wo man ein ehemaliges Zisterzienserkloster besichtigen kann, welches heute als herrschaftliches Jagdanwesen genutzt wird.

DOLLARDROUTE

Die Internationale Dollard Route

Diese Strecke zeigt die Verbundenheit von Ostfriesland und der Niederlande und führt durch lebendige Hafenstädte und verträumte kleine Fischerdörfer. Auch hier startet man in Leer und fährt dann mit der Ems um die Wette durch das Rheiderland bis nach Bad Nieuweschans mit seinem bekannten Thermalbad. Anschließend durchquert man die „Blauwe Stad“ in der niederländischen Region Ost-Groningen. In dem noch recht neuen Wohngebiet kann man sich Häuser im Vorbeifahren ansehen, die sich die meisten von uns wahrscheinlich nicht leisten könnten, insbesondere die mit eigenem Bootstellplatz direkt vor der Terrassentür. Die nächste Etappe hat dafür viel Kulturelles zu bieten: eine Glockengießerei in Heiligerlee, das historische Museum „Frylemborg“ in Slochteren, welches im Mittelalter noch ein einfaches Steinhaus war, sich aber im Laufe der Zeit zu einem wirklich imposanten Gebäude im Barockstil entwickelte, und die Altstadt von Appingedam, was als die schönste Kleinstadt unseres Nachbarlandes gehandelt wird. Im Freilichtmuseum von Warffum erhält man einen Einblick in das Dorfleben, wie es vor über 100 Jahren gewesen ist. Höhepunkt der Route ist wohl die Fährüberfahrt von Eemshaven auf die Ostfriesische Insel Borkum, über die ich hier ja auch bereits einen Artikel geschrieben habe.

TOURDEFRIES

Die Tour de Fries

Hier erlebt man den maritimen Charakter Ostfrieslands hinter jeder Kurve. Startpunkt ist die Marinestadt Wilhelmshaven, von der aus man am romantischen Wasserschloss Gödens vorbei und durch den Urwald der Friesischen Wehde – ein Naturschutzgebiet, welches seit dem 17. Jahrhundert weitgehend unberührt durch den Menschen geblieben ist und viele mehrere Hundert Jahre alte Eichen und Buchen besitzt – über das südlichste Nordseebad Dangast bis nach Varel. Hier sollte man sich im Hafen unbedingt mit einem saftigen Fischbrötchen stärken. Dann geht es munter weiter durch naturnahe Moorlandschaften und an der Harle entlang bis nach Carolinensiel. Von dort aus – immer mit Blick auf das Naturerbe Wattenmeer – geht es nach Jever, wo es ein tolles Schloss, eine schöne Altstadt und eine typisch friesische Blaudruckerei zu besichtigen (und natürlich jede Menge stadteigenes Pils zu trinken) gibt.

Zur besseren Orientierung

Was mich auf meiner Radtour mit meiner Freundin sehr begeistert hat, war das Knotenpunktsystem, welches von Belgien und den Niederlanden auch vor einiger Zeit nach Ostfriesland geschwappt ist und was einem die Orientierung enorm erleichtert. Man notiert sich einfach die Knotenpunkte der gewünschten Strecke und fährt diese Nummernfolge dann ab. Anhand von Hinweisschildern zwischen den Knotenpunkten gelangt man sicher und problemlos zum gewählten Ziel. Okay, bei uns hat es manchmal etwas lustig ausgesehen, weil wir uns mit unserer frauentypischen Links/Rechts-Schwäche hin und wieder mit dem Rücken zum Schild stellen und mit Händen und Füßen überlegen mussten, um die wirklich richtige Richtung herauszufinden. Aber ansonsten ist das System wirklich toll. An jedem Knotenpunkt findet man zudem eine Infotafel mit der Umgebungskarte.

Ich habe mein Fahrrad jedenfalls schon vorgewarnt, dass es mich in Zukunft noch ganz oft durch die wunderbare Landschaft Ostfrieslands wird tragen müssen. Es hat es mit Fassung aufgenommen…

Unser Tipp:

Wo ich Aurich nur „so nebenbei“ in der dritten Route erwähnt habe, möchte ich hier das „Käsehaus“ im besonderen vorstellen: die Inhaber haben ihr ehemaliges Wohnhaus zu einem Käseladen der besonderen Art umfunktioniert. In der „Guten Stube“ hocken Touristen und Einheimische bei der obligatorischen Tasse Tee zusammen und klönen, der größte Raum steht auch als Veranstaltungsort für ausgewählte Events zur Verfügung. „Das Käsehaus ist ein Ort für Genuss und Kultur, ein Ort des Austausches und der Begegnung“, erklärt der Geschäftsführer dieses außergewöhnliche Konzept.

Quelle der Landkarten: https://www.bikemap.net

Bildquelle Hauptbild: In Schillig am Strand, https://www.ostfriesland-bilddatenbank.de

2 Kommentare

  • AVATAR OF BERND HEUMANN

    Bernd Heumann

    Hört sich gut an, werden wir probieren

    20. Mai 2022

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