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Die Geschichte Ostfrieslands

Unsere Lieblingsregion bietet nicht nur eine sehr abwechslungsreiche und oft wild wirkende Naturlandschaft mit zahllosen Kanälen, Moorgebieten, die an die „Sümpfe der Traurigkeit“ aus der Unendlichen Geschichte von Michael Ende erinnern, friedlich grasenden Kühen und Schafen auf großen Weiden oder den langgezogenen Deichen und den einzigartigen Gebäuden wie die sogenannten Gulf- oder Scheunenhäuser, malerische Windmühlen und prächtige Wasserschlösser. Für Historiker oder Geschichtsinteressierte ist Ostfriesland ein mindestens genauso tolles Paradies, in dem es in fast jedem Ort eine Sehenswürdigkeit gibt.

Das Traditionsdenken der Ostfriesen zeigt sich zum Beispiel in dem Trinkspruch, der gerne zu einem typischen Kräuterschnaps, den man nach einem deftigen Gericht wie Grünkohl oder Scholle zu sich nimmt, aufgesagt wird: „Wie Irrlicht im Moor, flackert´s empor, lösch aus, trink aus, genieße leise auf echte Friesenweise, den Friesen zur Ehr vom Friesengeist mehr.“ So was erschallt oft in einem der vielen traditionellen Gasthöfe und Restaurants der Region – zum Beispiel im „Gezeiten“ in Greetsiel, in dem der Betreiber seinen Gästen wirklich handverlesene Spezialitäten dieser Landschaft kredenzt. (Inhaber der Ostfrieslandcard erhalten hier zudem 10% Rabatt ab einem Bestellwert von 50€).

Der in dem Trinkspruch beschworene Geist der Friesen ist nicht nur so daher gesagt, sondern deutlich spürbar. Das Volk ist gerade heraus, auf seine ganz eigene Art freundlich und herzlich und vor allem selbstbewusst. Und letzteres wurzelt tief in der wahrhaft ungewöhnlichen Geschichte, die sich zwischen Dollart und Jadebusen abspielte.

Wie alles begann

Schon im 1. Jahrhundert nach Christus werden die Friesen von dem römischen Geschichtsschreiber Plinius als besonders eigenwillig und hart im Nehmen beschrieben. Denn man hatte beobachtet, dass die dort lebenden Menschen mit viel Körpereinsatz und Mühen das breite Moorgebiet mit vielen Binnenseen und den immer wieder von der Nordsee überfluteten Regionen kultivierten, den rauen Gegebenheiten trotzten und es sogar schafften, aus „Schlamm“ (der eben hauptsächlich aus Torf bestand) Heizmaterial für wärmendes Feuer zu machen. Die Friesen hatten sich damit rasch einen Ruf erarbeitet, in dem sämtliche Bereiche ihrer Landschaft vereint waren: sie galten als erfolgreiche Viehzüchter, wagemutige Seefahrer, geschickte Händler und talentierte Landwirte.

Zu diesem Zeitpunkt herrschte der Friesenkönig Radbod über das Reich, welches sich vom Ijsselmeer im Westen bis zur Weser im Osten erstreckte. Karl der Große, der zunächst fränkischer König und später der erste westeuropäische Kaiser wurde, machte in seinen zahlreichen Eroberungskriegen auch vor diesem Gebiet nicht Halt und zerschlug es 785 nach Christus, so dass es in viele kleine Herrschaften zerfiel. Doch es blieb nicht bei diesen Schlachten, denn das große fränkische Reich wurde zudem von außerhalb, hauptsächlich von den Normannen aus dem Norden überfallen Die Friesen lagen den oft skrupellosen Angreifern buchstäblich im Weg – allerdings gelang es ihnen ziemlich erfolgreich, sich zu wehren. Das brachte ihnen beim Kaiser Privilegien ein – allen voran eines, welches noch heute den Charakter dieses Volkes prägt: die Friesische Freiheit. Das bedeutete konkret, dass die Friesen zwar dem Kaiser unterstellt waren, sich aber keine Lehnsherrschaft oder Leibeigenschaft entwickelte, man nur im eigenen Land Kriegsdienst leisten musste und die eigenen Angelegenheiten autonom klären konnte. Die Friesen regierten sich demnach bis ins späte Mittelalter selbst und waren dabei in einem losen Verbund, den sogenannten Sieben Seelanden, organisiert.

Ab dem 14. Jahrhundert wurden diese Genossenschaften von örtlichen Machthabern, die man Häuptlinge nannte, regiert. Diese trafen sich einmal im Jahr am Upstalsboom bei Aurich, um über anfallende Aufgaben, Pflichten oder Probleme zu verhandeln. Der Upstalsboom bezeichnet eben diesen Versammlungsort – dort stand ein Baum („Boom“), an dem die Pferde aufgestallt („upstallt“) wurden, wenn die Häuptlinge sich versammelten – und gilt als einzigartiges Symbol für die Friesische Freiheit.

Immer wieder mussten die Friesen in dieser Zeit Übergriffe auswärtiger Grafen aus Holland, Oldenburg oder Westfalen abwehren. Dies gelang ihnen besser als der Zusammenhalt untereinander. Die Häuptlinge kämpften erbittert um die Vorherrschaft. Im 15. Jahrhundert schaffte es schließlich Ulrich Cirksena einen dauerhaften Ausgleich zwischen Herrschaftsanspruch und Freiheitsrechten zu finden und sich somit die größte Anerkennung des amtierenden Kaisers Friedrich III. zu sichern. Damit wurde die Familie zu Reichsgrafen in Ostfriesland erhoben. In dieser kaiserlichen Urkunde wurde den „gemeinen Ostfriesen“ ausdrücklich versichert, dass all die Rechte und Freiheiten, die sie bereits seit Vorzeiten besaßen, auch weiterhin ihre Gültigkeit behalten sollten.

Nur ein Gebiet widersetzte sich hartnäckig den Herrschaftsansprüchen der Cirksenas – und zwar aus dem ältesten Grund der Welt: aus verschmähter Liebe. Marie von Jever aus der mächtigen Häuptlingsfamilie Wiemken wurde von Enno Cirksena als Braut abgelehnt – danach regierte sie unverheiratet weiter und das sogar bis über ihren Tod hinaus. Die Legende besagt, dass sie in ihrem Testament festgelegt hatte, dass ihr Cousin, der Oldenburger Graf Johann ihr Alleinerbe sein sollte. Bis der eintraf, wurde ihr Tod vertuscht, indem man jeden Tag vor ihr Gemach ein Tablett mit frischen Speisen stellte, die ein Diener dann heimlich essen musste. Der Trick funktionierte, das Jever- und das Wangerland waren dadurch für Ostfriesland endgültig verloren und dadurch entstand die bis heute anhaltende Abneigung zwischen Ostfriesen und Oldenburgern, die ich auch in meinem Artikel über die Geschichte des Ostfriesenwitzes schon beschrieben habe.

Nachdem der letzte der Familie Cirksena verstorben war, machte Friedrich der Große Ostfriesland 1744 zur preußischen Provinz. Ab da mussten die Friesen ein ständiges Gerangel um ihr Gebiet über sich ergehen lassen: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Ostfriesland ein Departement des Königreichs Holland, nur ein paar Jahre später wurde es Frankreich zugesprochen. Im Wiener Kongress ging es dann an Hannover, nur um dann 1866 erneut zu Preußen zu gehören. Der Weisheit letzter Schluss war tatsächlich erst 1946, wo Ostfriesland offiziell Niedersachsen zugesprochen wurde.

Und heute?

All die Tumulte und Veränderungen scheinen nachhaltig an den Ostfriesen abgeprallt zu sein. Und bis heute sind sie ein Volk, welches ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl hat und sich kein X für ein U vormachen lässt. Hier wird Brauchtum gepflegt – genauso wie der plattdeutsche Dialekt – und man hält sich nicht für was Besseres, aber für was Besonders. Und das mit absolut gutem Recht!

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Wer die Geschichte Ostfrieslands noch mal ganz genau nachlesen möchte, sollte sich das tolle Buch „Geschichte Ostfrieslands – Von der Freiheit der Friesen bis zu Deutschlands witzigstem Otto“ von Carl-Heinz Dirks zulegen. Gibt es bestimmt auch in den „Lesezeichen“-Geschäften in Emden, Norden und Aurich, wo Ihr als Besitzer der Ostfrieslandcard 10% Rabatt auf Euren Einkauf erhaltet. Leider verhindert die Buchpreisbindung den Rabatt auf Bücher, aber bei Lesezeichen gibt es noch mehr zu entdecken!

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