Grünkohl – die gesunde Gaumenfreude Ostfrieslands
Wie schon des Öfteren mit viel Freude und Begeisterung bemerkt haben die Ostfriesen im Laufe eines Jahres viele Traditionen, mit denen sie ihr Leben am Rande der Nordsee wunderbar gestalten und ein wenig aufpeppen können. Neben scheinbar unzähligen Sitten und Bräuchen gibt es in Ostfriesland auch besondere Essgewohnheiten zu den unterschiedlichen Jahreszeiten. Und jetzt in den kalten Monaten hat der Grünkohl seinen großen Auftritt in den heimischen Kochtöpfen oder auf den Speiseplänen der ansässigen Restaurants.
Ich bringe Euch das Gemüse mal ein bisschen näher und mache es Euch so richtig schmackhaft.
Das Besondere am Grünkohl
Es handelt sich bei ihm nicht etwa um eine moderne Neuerscheinung – vielmehr ist er einer der ersten Kohlsorten, die auf dem eurasischen Kontinent verbreitet waren. So gibt es bereits in Griechenland Aufzeichnungen über den Grünkohl aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Heute verfügt er über unterschiedliche Bezeichnungen, so wird er gelegentlich auch Krauskohl, Winterkohl, Hochkohl, Strunkkohl oder Braunkohl genannt. In Norddeutschland wird am meisten eine Kohlsorte angebaut, die auch liebevoll „Friesische Palme“ genannt wird, weil sie einen langen Stiel und einen insgesamt hohen Wuchs aufweist.
Grünkohl ist nicht nur richtig lecker, sondern auch ganz schön gesund: er enthält eine hohe Menge an Vitamin A, C, E, K und B, liefert mehr Eisen als so manche Fleischsorte und seine sekundären Pflanzenstoffe regulieren zu hohen Blutdruck und haben eine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung auf unseren Körper. Außerdem sind viele Ballaststoffe enthalten, die sich gut auf den Darm und die Verdauung auswirken – und durch eine geringe Kalorienzahl und wenig Fett ist ein Genuss ohne Reue garantiert. Die angeblichen heilende Kräfte, nach denen der Verzehr von Grünkohl einem nach zu viel Alkohol vor einem Kater am nächsten Morgen bewahrt, lässt sich wohl weniger wissenschaftlich belegen. Aber das Gemüse enthält viel Glutathion (ein Tripeptid aus drei Aminosäuren), welches nachweislich die Leber entgiftet.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass viele der tollen Inhaltsstoffe leider verloren gehen, wenn man den Kohl zu lange erhitzt. Demnach sollte man schonend zubereiten, zum Beispiel durch blanchieren oder dünsten – am besten wirkt er natürlich, wenn man ihn ganz roh isst.
Grünkohl ist ein beliebtes Wintergemüse, denn niedrige Temperaturen (bis zu -10°) schaden ihm nicht, ganz im Gegenteil. Durch die Einwirkung der Kälte verlangsamen sich vielmehr Stoffwechselprozesse in der Pflanze, wodurch der Zuckergehalt in den Blättern steigt und der Kohl insgesamt aromatischer und weniger bitter schmeckt. Traditionell beginnt die Grünkohlzeit im späten Herbst nach dem ersten Nachtfrost – allerdings sind Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht unbedingt zwingend notwendig, es genügen kalte Tage über einen längeren Zeitraum für eine schmackhafte Grünkohlernte.
In Ostfriesland kommt das Gemüse sehr gerne in den kalten Monaten – traditionell bis zum Gründonnerstag vor Ostern – auf den Tisch. Und es ist ein sehr wichtiger Bestandteil bei einem beliebten geselligen Erlebnis in der Region.
Grünkohlfahrten in Ostfriesland
Kohlfahrten kennt man durchaus auch in anderen Regionen Deutschlands, aber die Friesen können die Anfänge dieser Tradition wohl für sich beanspruchen. Allerdings lief eine derartige Veranstaltung zu Beginn noch ganz anders ab, war lediglich adligen Herren und Honoratioren einer Stadt vorbehalten, die sich bei längerem Frost zu Kutsch- und Schlittenfahrten verabredeten. Zum Aufwärmen gab es für die Herren ein Gläschen Korn und zum Abschluss kehrte man bei einem Kohlbauern oder Gasthof ein und es wurde eine deftige Grünkohlmahlzeit serviert. Das erste schriftlich belegte Fest in dieser Art gab es im Jahre 1586.
Heute erfreut sich eher das „gemeine Volk“ an dem Kohlfahrten-Brauch – so tun sich dafür Vereine, Freunde, Kollegen oder auch Touristen zusammen und zelebrieren den Tag in einer gemieteten Kutsche oder einem Traktoranhänger mit Spielen, Musik und leckeren Dingen für das leibliche Wohl, besonders für den Durst. Die Ostfriesen sind da eher zu Fuß mit einem Bollerwagen unterwegs – und meistens wird aus dem Anlass gerne geboßelt. So wird dann der Spaziergang zum jeweiligen Gasthaus zu einem geselligen Ereignis und man hat ordentlich Hunger für den deftigen Grünkohl. Oftmals wird noch als krönender Abschluss das Kohlkönigpaar bestimmt – entweder sind das die Gewinner bei den Spielen oder man hat sich ein Verfahren beim Essen ausgedacht, zum Beispiel wer den meisten Grünkohl verdrückt hat oder als letztes vom Tisch aufgestanden ist. Als Zepter bekommen so manche einen Kohlstrunk in die Hand gedrückt und die damit verbundene Aufgabe, die Kohlfahrt im kommenden Jahr zu organisieren.
Rezept für Grünkohl auf ostfriesische Art
Natürlich entlasse ich Euch nicht aus dem Artikel, ohne Euch ein gutes Rezept zum Nach-kochen mit auf den Weg in die Küche zu geben:
Zutaten (für 4 Personen)
- 1 kg Grünkohl
- 3 EL Hafergrütze
- 100 g Schweineschmalz
- 1 TL Zucker
- 1 EL Senf (mittelscharf)
- 3 große Zwiebeln
- 500 ml Brühe
- 500g durchwachsener, geräucherter Speck
- 4 kleine Pinkelwürste
- Salz und Pfeffer
- Kohl von Stielen und Strünken befreien, waschen und 5 Minuten in kochendem Wasser brodeln lassen.
- Den Kohl kräftig ausdrücken und auf einem Brett fein schneiden.
- Schmalz in einem Topf erhitzen und die gewürfelten Zwiebeln darin andünsten.
- Kohl ebenfalls in den Topf füllen und mit an schmoren.
- Speck, Senf und Hafergrütze sowie Zucker dazugeben und mit Brühe auffüllen.
- Alles ca. 1,5 bis 2 Stunden dünsten lassen (bei TK-Kohl reicht weniger Garzeit)
- In der letzten halben Stunde kommt die Pinkelwurst dazu. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Als Beilage eignen sich optimal Salz- oder Bratkartoffeln.
Unser Tipp:
Natürlich kann man sich auch eine wunderbare Grünkohl-Mahlzeit von einem tollen Koch zaubern lassen und in einem gemütlichen Ambiente verspeisen – hier ein paar entsprechende ostfriesische Restaurants-Tipps:
Im Restaurant Leon im Südbrookmerland kocht der Chef selbst – und das schmeckt man auch. Neben spanischen Gerichten stehen auch viele regionale Speisen auf der Karte. Und deswegen natürlich auch in den kalten Monaten der Grünkohl. Mit Deiner OSTFRIESLANDCARD erhältst Du auf eine Rechnung ab 30€ einen Rabatt von 10%.
Im gleichen Ort könnt Ihr im Bootshaus Ostfriesland den direkten Vergleich anstellen, denn im maritim-rustikalen Innenbereich steht ebenfalls der Grünkohl ganz oben auf der winterlichen Speisekarte. OSTFRIESLANDCARD-Besitzer erhalten dabei einen Aperitif auf Kosten des Hauses.

Uta – ursprünglich eine jecke Niederrheinerin – ist auf der Nordseeinsel Juist entstanden, wo sie auch 16 Jahre lang gelebt hat. Sie bloggt also über ihre zweite Heimat Ostfriesland – und daneben auf Don´t forget to Hüpf.
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