Greetsiel – der malerische Fischerort an der Leybucht
Um es vorweg zu sagen: ich bin sehr empfänglich für Stimmungen, ob von meinen Mitmenschen, in einem Raum oder auch zum Beispiel an einem Ort. Das hat absolut nichts mit übersinnlichen Fähigkeiten oder ähnlichem zu tun, aber ich scheine dennoch sehr feine Antennen in diesem Bereich zu haben.
Als ich das erste Mal in Greetsiel angekommen bin – und zwar nach einer längeren Fahrradtour mit meiner besten Freundin zwischen Watt und Deich und wir uns mit unseren mitgebrachten Prosecco-Döschen für eine erste Verschnaufpause an den Hafen gesetzt haben, habe ich sofort ein ganz wohliges Gefühl im Bauch gehabt: Greetsiel versprüht geradezu etwas ganz heimeliges, entspanntes und dennoch angenehm quirliges. Wie eine Person, die einem durch seine unhektische und dazu sehr fröhlich-lebensbejahende Art sofort sympathisch ist.
Ich freue mich, Euch diesen besonderen Sielort nun näher vorstellen zu dürfen:
Kleine Geschichte der Gemeinde
Alles begann Ende des 13. Jahrhunderts mit dem Bau einer kleinen Wurt (eine Aufschüttung im Küstengebiet oder in Flussniederungen, auf der ein Einzelhof oder ein ganzes Dorf steht), welche sich die in der Nähe ansässige Häuptlingsfamilie Cirksena aneignete und unter ihren Schutz stellte. Zunächst hatte die kleine Siedlung einen direkten Zugang ans Meer, aber die vor ihr liegende Leybucht verlandete mit der Zeit immer mehr und dann griff die Häuptlingsfamilie noch aktiv ein, ließ das neue Land eindeichen und die Wurt in mehreren Ansätzen erhöhen. Auf der Krone verlief die auch heute noch so genannte Hohe Straße, entlang derer sich immer mehr Menschen ansiedelten. Zudem ließen die Cirksena an der Mündung des Pilsumer Tiefs noch einen Siel als Durchlass für Abwasser und als Deichschleuse für das Binnenwasser errichten. So lässt sich auch der schön klingende Name herleiten: Greet kommt hier von „gred“ = Wiese, angeschwemmtes Land, so dass es insgesamt so etwas wie „Siel am Neuland“ heißt.
Heute ist Greetsiel ein Ortsteil der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich und hat um die 1300 Einwohner. Diese erfreuen sich immer noch an der unmittelbaren Lage zur Leybucht an der ostfriesischen Westküste und können mit Stolz sagen, dass sie an dem einzigen Hafenort dieser schönen Region wohnen dürfen.
Das sollte man gesehen haben
Greetsiels Umgebung ist hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt. Darüber hinaus befindet sich westlich des Ortes das Naturschutzgebiet Leyhörn, welches Teil des EU-Vogelschutzgebietes Krummhörn und damit Nahrungsgebiet, Hochwasserrastplatz und Mauser-Areal für zahlreiche Wat-, Wasser-, Entenvogelarten sowie der nordischen Gastvögel ist. Am Rande befinden sich eine Beobachtungshütte und ein Informationswagen des deutschen Naturschutzbundes, die Führungen in das Schutzgebiet anbieten, das ansonsten so gut wie nicht betreten werden darf.
An dem tollen Fischereihafen kommt man in Greetsiel ganz sicherlich nicht vorbei. Er zählt zu den größten deutschen Kutterhäfen (es gibt hierzulande noch etwa 250 Krabbenkutter, davon liegen mehr als zehn Prozent in Greetsiel) – meiner Meinung nach ist er auch einer der schönsten.
Das Nationalpark-Haus in Greetsiel steht unter dem Motto „365 Tage Leybucht“ und gibt Einblicke in die einzigartige Welt des Wattenmeeres zu jeder Jahreszeit. Dabei könnt Ihr vieles buchstäblich am eigenen Leib erfahren: in der Dunkelkammer erforscht man das vielfältige Leben im Untergrund, unter dem Sternenhimmel erfährt man etwas über die Orientierung der Zugvögel, in der Sturmkabine spürt man die Kraft des Windes und in einem anderen Bereich erprobt man, wie stabil ein Deich ist. Natürlich werden auch Aktivitäten an der frischen Luft angeboten, wie Wattwanderungen, Bernstein suchen oder eine Info-Tour über die ansässigen Fischer. Als Karteninhaber einer OSTFRIESLANDCARD sparst Du beim Eintritt in das Nationalparkhaus 1,00 € auf den regulären Eintrittspreis von 6,00 €.
Bei einem Bummel durch die Greetsieler Straßen und Gassen streift man so allerhand schöne Boutiquen, Geschäfte und Krams-Läden, die einen geradezu einladen, das Portemonnaie zu zücken und mit einer hübschen Beute wieder seiner Wege zu gehen. Ich werde hier auch immer einiges an Geld los… zum Beispiel im „Geschmackssachen“ nahe des Hafens. Hier kann man wunderbare Deko-Dinge erstehen, dazu aber auch besondere Öle, alkoholische Köstlichkeiten oder Gewürze. Karteninhaber der OSTFRIESLANDCARD erhalten zudem 5% beim Einkauf von abgefüllten Essig- und Ölflaschen.
Und natürlich kommt man bei seinen Streifzügen durch den Ort an allerhand historischen Gebäuden vorbei, die mindestens einen zweiten Blick verdienen: das evangelisch-reformierte Gotteshaus ist eine rechteckige Backstein-Saalkirche aus dem späten 14. Jahrhundert mit einem etwas abseits stehenden Glockenturm. Es lohnt sich, das Gebäude auch zu betreten, denn man wird mit schlichter Schönheit und einer wertvoll geschnitzten Orgel belohnt.
Am Ende der Hohen Straße befindet sich das sogenannte Steinhaus, welches der Familie Cirksena als Stammsitz diente und dessen ursprünglicher Saal nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wieder im ursprünglichen Glanz erstrahlt.
Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Euch einen Gang durch die Sielstraße entlang des Hafenbeckens. Hier gibt es mehrere Häuser aus dem 18. Jahrhundert mit glockenförmigen Giebeln nach niederländischem Vorbild, welche ein unglaublich schönes Fotomotiv darstellen. Leider hat „Poppingas Alter Bäckerei“ inzwischen geschlossen – bis vor ein paar Jahren konnte man sich hier in einer unverändert erhaltenen Inneneinrichtung aus dem 19. Jahrhundert neben leckerem Kaffee auch noch Kunst und Geschichtliches zur Gemüte führen.
Zu den bekanntesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten Greetsiels gehören auf jeden Fall die Zwillingsmühlen am Ortseingang. In der grünen ist heutzutage eine Teestube mit Kunstgalerie zu finden, in der roten ist ein Mühlenladen zu finden, der täglich hochwertige Vollwertlebensmittel anbietet.
Und Buddelschiff-Liebhaber sollten unter allen Umständen das Greetsieler Museumshaus besuchen, denn hier findet man mit etwa 800 Exemplaren die wohl größte Sammlung Europas.
Regelmäßige Veranstaltungen
Jeden Hochsommer (dieses Jahr am 03. August) findet im Fischereihafen der sogenannte Kutterkorso statt, bei dem man die Besatzung auf eine vierstündige Fahrt begleiten darf und der im Hafen mit einem musikalischen Rahmenprogramm und einem Krabbenpul-Wettbewerb endet.
Seit nunmehr über 50 Jahren kann man im Ort dazu die Greetsieler Woche besuchen – in der Ubbo-Emmius-Grundschule stellen in diesem Jahr vom 30. Juni bis zum 07. Juli namhafte Künstler aus den Bereichen Malerei, Goldschmiede, Bildhauerei und Keramik ihre Werke aus.
Unser Tipp:
Wer viel läuft, sieht und staunt, der hat auch nach einiger Zeit viel Hunger. In Greetsiel kann man diesen wunderbar stillen, hier ein paar gute Adressen:
- Direkt am Markt findet man das Restaurant „FestLand“ mit tollen Fisch- und Fleischgerichten, aber auch vegane Gäste kommen voll auf ihre Kosten. Als OSTFRIESLANDCARD-Inhaber/in erhältst Du beim Besuch einen kostenfreien Aperitif.
- Auch zentral im Ortskern gelegen findet Ihr das Café und Restaurant „Gezeiten“, in dem in der Küche ganz wunderbare süße Köstlichkeiten zum Kaffee gezaubert werden und auch die warmen Speisen mit viel Liebe zubereitet werden, besonders beliebt sind die Burger. Mit der OSTFRIESLANDCARD erhaltet Ihr ab einer Rechnung in Höhe von 50€ 10% Rabatt.
Uta – ursprünglich eine jecke Niederrheinerin – ist auf der Nordseeinsel Juist entstanden, wo sie auch 16 Jahre lang gelebt hat. Sie bloggt also über ihre zweite Heimat Ostfriesland – und daneben auf Don´t forget to Hüpf.
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