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Borkum – die Insel der Traditionen

Und schwupps – schon sind wir bei der siebten und westlichsten Ostfriesischen Insel angelangt, die mit ihren knapp 31 Quadratkilometern auch die größte ist: Borkum. Die letzte Tatsache zeigt sich auch in der Einwohnerzahl – ungefähr 5.200 Menschen wohnen dauerhaft auf der Insel und zwar in der gleichnamigen Stadt, die den Ort im Westen sowie die kleineren Ortsteile Ostland und Reede im Osten bzw. Südosten, an dem sich auch der Hafen befindet, umfasst.

Borkum befindet sich näher an der niederländischen als an der deutschen Küste und wird von beiden Ländern aus von der Reederei der AG Ems angefahren, nämlich von Eemshaven und von Emden aus.

Die Insel ist neben Norderney die einzige ostfriesische Insel, auf der private Autos gefahren werden dürfen. Allerdings wird der private Kfz-Verkehr während der Sommersaison stark reglementiert. Hierzu sind innerorts zwei Zonen eingerichtet: Der Ortskern als rote Zone ist für den privaten Autoverkehr vollständig gesperrt. Der übrige Bereich darf zur Nachtzeit zwischen 21 und 7 Uhr nicht mit privaten Kraftfahrzeugen befahren werden.

Der Name Borkum hat sich vermutlich aus dem altnordischen „burkn“ für Farnkraut entwickelt, dem später noch die Endung „-um“ für Heim angehängt wurde.

Flora und Fauna

Und der Name ist sozusagen Programm, denn die Insel weist aufgrund ihrer Größe und der damit einhergehenden landschaftlichen Vielfalt von allen Ostfriesischen Inseln den größten Artenreichtum auf. In den Dünengebieten gibt es alle Stadien von Primärdünen (niedrige Dünen zwischen der Wasserlinie und den höheren weißen Dünen) über Sekundärdünen (Weißdünen) bis hin zu den Tertiärdünen (Grau- und Braundünen). Und hier findet man neben den typischen Pflanzen der Ostfriesischen Inseln wie Strandhafer und den super Vitamin C-reichen Sanddorn auch Küstendünengebüsch, Heidekraut und größere, zum Teil künstlich aufgeforstete Waldgebiete mit Moorbirken, Schwarzerlen und Weiden.

Auch bei der Tierwelt liegt Borkum mit rund 5000 nachgewiesenen Arten an der Spitze der Inselkette. Hier leben 27 Säugetierarten, von denen einige aus gewildert wurden (Hirsche, Rehe, Hasen und Kaninchen) – andere wurden eher unbeabsichtigt eingeschleppt, wie zum Beispiel einige Mäusearten, Igel oder Wanderratten. Andere Tiere wiederum haben selbstständig die Schönheit der großen Sandbank für sich erkannt und sind vom Festland übergesiedelt – dazu zählen zum Beispiel Fledermäuse und Bisame. Außerdem wurden auf Borkum fast 20 Süßwasserfischarten und über 120 Brutvogelarten gezählt werden.

 

Geschichtliches

Heutzutage wird Borkum jährlich von rund 250tausend Touristen besucht. Das war aber natürlich nicht immer so – und viele der Besucher ahnen auch nichts von der teilweise auch echt düsteren Vergangenheit ihres Urlaubsparadieses.

Dass in früheren Zeiten nahezu alle Borkumer auf Walfang-Schiffen angeheuert haben, das kann man allerdings noch an zahlreichen Elementen auf der Insel sehen. So gibt es zum Beispiel noch vereinzelt Zäune vor den Häusern, die aus echten Walknochen bestehen. Im Heimatmuseum kann man gleich ein vollständiges Skelett eines echten Pottwals besichtigen. Und auch im Wappen der Insel ist der Wal gleich zweimal zu finden.

Auch Piraten haben sich zuhauf in früheren Zeiten auf Borkum getummelt. Sogar der berühmt-berüchtigte Seeräuber Klaus Störtebeker soll hier des Öfteren Zuflucht gesucht haben – angeblich hat er hier in den Dünen sogar einen Schatz vergraben. Bisher hat den allerdings noch niemand gefunden…

Ein wirklich finsteres Kapitel belegt Borkums Vergangenheit in Bezug auf Antisemitismus. Ende des 19. Jahrhunderts warb der sogenannte Inselführer damit „judenfrei“ zu sein. In den Geschäften konnten man Grußpostkarten kaufen, die die Ablehnung dieses Volkes besonders hervorhoben und täglich spielte die Kurkapelle das „Borkumlied“, dessen Text von den Gästen gerne gesungen wurde:

„An Borkums Strand nur Deutschtum gilt, nur deutsch ist das Panier. Wir halten rein den Ehrenschild Germania für und für! Doch wer dir naht mit platten Füßen, mit Nasen krumm und Haaren kraus, der soll nicht deinen Strand genießen, der muss hinaus, der muss hinaus!“

An Hotels hingen Schilder mit der Aufschrift „Juden und Hunde dürfen hier nicht herein!“ und innen gab es einen „Fahrplan zwischen Borkum und Jerusalem (Retourkarten werden nicht ausgegeben)“.

Heute ist von diesem bösen Geist glücklicherweise nichts mehr zu spüren und jeder Mensch auf der Insel herzlich Willkommen.

Traditionen und Bräuche

An gutem Alten wird auf Borkum allerdings sehr bewusst festgehalten – hiervon tut aber (fast) nichts mehr weh… warum die Einschränkung, lesen Sie in einem der nächsten Abschnitte.

Die Einwohner nehmen besonders die sowieso vorhandenen Feste des Jahres, um zu feiern – allerdings stets ein wenig anders und aus der Reihe tanzend:

Vermutlich vorchristlichen Ursprungs ist der Brauch, zu Ostern auf die Borkumer „Paaskedelle“, was soviel wie Osterwiese heißt, zu gehen, um dort mit Ostereiern lustige Spiele zu veranstalten. Beim „Kullern“ (in anderen ostfriesischen Orten auch als „Trullern“ bekannt) werden bunt bemalte Ostereier den Deich oder die Dünen hinuntergerollt. Ziel ist es, dass das eigene Ei dabei heile bleibt und die Stecke am schnellsten schafft. Ein weiterer Osterbrauch ist das Verbrennen des durch eine Strohpuppe symbolisierten Winters auf dem traditionellen Osterfeuers – ein Brauch, der auch seit ein paar Jahren Einzug auf der Nachbarinsel Juist gehalten hat.

Am Samstag vor Pfingsten wird in Borkum das Pinkster-Fest gefeiert, an dem (nicht wie andernorts in Ostfriesland in der Nacht zum 1. Mai) der Mai- oder Pfingstbaum aufgestellt wird. Der Grund dafür ist nicht etwa der Starrsinn der Insulaner, sondern eher ein natürlicher: die Vegetation auf der Insel liegt einige Wochen hinter der Blüte des Festlandes. In seiner ursprünglichen Form war der Maibaum ein Mast, der mit allerlei Schiffszubehör ausgestattet war, der aber aufgrund von fehlendem Grün irgendwie karg aussah. Heutzutage wird das bunt geschmückte Symbol des Frühlings in der Ortsmitte aufgestellt, begleitet von Auftritten der Trachtengruppe und des Männerchors, die Seemannslieder zum Besten geben. Aber damit nicht genug: im Baum ist stets ein Korb angebracht, in dem während der Feiertage ein Hahn ausharren muss. Kräht dieser nämlich am Pfingstsonntag, dann steht den Borkumern eine gute Saison bevor.

Besonders krass brechen die Insulaner aber mit herkömmlichen Nikolausbräuchen. In der Nacht vom 05. auf den 06. Dezember wird auf Borkum nämlich „Klaasohm“ gefeiert und das hat herzlich wenig mit freundlichen Bischöfen und geputzten Stiefeln voller Süßigkeiten zu tun. Der Inselbrauch geht wahrscheinlich auf die oben erwähnte Walfang-Zeit zurück. Bei dem nächtlichen Treiben gehen sechs als „Klaasohm“ verkleidete junge Borkumer über die Insel. Sie tragen hohe, tonnenförmige Helme, die mit Schafspelz bezogen und mit Federn und Möwenflügeln beklebt sind. Fast alle männlichen Inselbewohner sind Mitglieder im Verein Borkumer Jungens, aus dem jedes Jahr vom Präsidenten die Auserwählten bestimmt werden. Diese müssen zunächst durch Muskelkraft in ritualisierten Kämpfen entscheiden, wer für dieses Jahr die Führung übernimmt. Dann beginnt unter großer Anteilnahme der Bevölkerung der Zug der Klaasohme über die Insel. Und zwar jagen sie den Frauen hinterher – wenn die Männer früher auf Walfangschiffen anheuerten, hatten ihre Frauen das Sagen auf der Insel. Den Chefposten mussten sich die Männer dann oft mühsam zurückerobern, wenn sie zurückkehrten. Dies soll der Brauch verdeutlichen: die Klaasohme schnappen sich unverheiratete Frauen und diese erhalten ein paar ordentliche Schläge mit einem Kuhhorn aufs Hinterteil. Dabei gehen die Männer wahrlich nicht gerade zimperlich zugange, so dass sich einige Borkumerinnen in dieser Nacht auch lieber zuhause einschließen und sich auf den nächtlichen Straßen nicht blicken lassen. Andere sehen es mit Humor: „Es doch so… an den übrigen 364 Tagen im Jahr regieren eh die Frauen! Lassen wir den Jungs den Spaß!“ hat mir mal eine Insulanerin gesagt.

Und auch sprachlich gibt es eine kleine Besonderheit – während sich ja die Norddeutschen sowieso schon gerne kurz fassen und ein „Moin“ ausreicht, begrüßen sich die Borkumer gerne lediglich mit einem „oi“. Auf der Insel gilt das als vollständige Konversation.

Unser Tipp:

Wattwanderungen bieten ja viele Küstenort in Ostfriesland an – aber auf Borkum kann man dabei noch ein richtig gutes Konzert erleben. Albertus Akkermann ist ein waschechtes Borkumer Original, der sich nicht nur sehr gut im Wattenmeer auskennt und ganz viel erklären kann, sondern der dazu auch noch ein total guter Sänger ist, was er nicht nur mit seiner Gruppe „Triangel“ unter Beweis stellt. Er geht bei „Watt´n Konzert“ mit den Teilnehmern mit dem Akkordeon in den Schlick und spielt dort Lieder vom Meer im abendlichen Licht. Ein ganz besonderes Erlebnis.

 

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