
Ostfriesland feiert – einmal mehr – seine Sprache
Ostfriesland feiert – einmal mehr – seine Sprache
Klar ist: die Ostfriesen verfügen über ein gutes Selbstbewusstsein – im besten Sinne des Wortes – und halten die Traditionsfahne in vielen Bereichen deutlich sichtbar in den salzigen Nordseewind. So eben auch bei ihrer Sprache. Vor einem Jahr hat man in Ostfriesland eine Umfrage zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz durchgeführt. 97% der knapp 2700 Befragten gaben dabei an, dass sie sich ihre Region ohne Plattdeutsch nicht vorstellen könnten. Die andere Seite der Medaille: die Umfrage ergab außerdem, dass diejenigen, die Platt in hoher Qualität sprechen können, den Dialekt aber dennoch kaum mit ihren Kindern und Enkeln nutzen.
Und die Ostfriesen wären nicht die Ostfriesen, wenn sie nicht mit wunderbaren Ideen gegen so eine Entwicklung steuern würden. Seit 2006 wird dort zum Beispiel ein ganzer Monat – nämlich der September – zum „Plattdüütskmaant“ erklärt. Die Spätsommer-Wochen stehen somit jährlich ganz im Zeichen der plattdeutschen Sprache, um deren Ansehen nachhaltig noch weiter zu verbessern und um den Bewohnern Mut zu machen, die Sprache wieder mehr in ihren Alltag zu integrieren. Durchgeführt wird die tolle Aktion von der Ostfriesischen Landschaft und den Plattdeutsch-Beauftragten der ostfriesischen Kommunen (allein, dass es Menschen mit solchen Aufgaben gibt, ist ja schon großartig) – finanzielle Hilfe kommt von den Sparkassen der Region und dem Verein Oostfreeske Taal, dessen Mitglieder sich bereits seit über 30 Jahren für den Erhalt und die Förderung der plattdeutschen Sprache einsetzen.
Bereits seit Ende August läuft nun der 19. Plattdüütskmaant, der in diesem Jahr komplett unter dem schönen Motto „Mitnanner för Platt“ steht. Damit soll gezeigt werden, dass das Plattdeutsche buchstäblich und sprichwörtlich „in aller Munde“ bleiben soll, indem mit vielen Veranstaltungen für die ostfriesische Regionalsprache geworben und damit deren Image noch weiter aufpoliert wird.
Aktionen in einzelnen ostfriesischen Regionen
Der Landkreis Leer hat die Aktion „Platt bi d´Arbeid“ ins Leben gerufen, die dabei helfen soll, dass im alltäglichen Leben der Leeraner in den Betrieben, Fabriken und Geschäften wieder mehr Wert auf die ursprüngliche Sprache gelegt wird. An jedem Tag im September stellen dafür ganz viele Geschäfte ein entsprechendes Plakat auf, auf dem zu lesen ist, dass dort (meistens auch) heute Platt gesprochen werden darf. Natürlich wird niemand zu seinem plattdeutschen Glück gezwungen, aber man darf sich eben noch herzlicher dazu eingeladen fühlen als sonst schon.
Die ostfriesische Insel Borkum hat sich vom 06. bis zum 21. September 2024 die „Moije Weken – up Platt“ überlegt. Wer also in dieser Zeit dort Urlaub macht, kann insgesamt 21 Veranstaltungen – von Wattwandern, über Stadtführungen, gemeinsamem Singen mit dem Shanty-Chor, Kneipentouren bis hin zu Yoga-Stunden – allesamt natürlich in der plattdeutschen Sprache besuchen.
Das Plattdüütskbüro in Aurich hat zu dem Anlass des Plattdüütskmaant gemeinsam mit anderen Institutionen auch wieder einiges für die plattdeutsche Sprachförderung für Kinder getan: neben zwei neuen Büchern („Pitje höört to uns“ und „An de School mag ik geern“) wurde auch ein Lernkarton zum Thema „Mitnanner in de School“ herausgegeben. Interessierte Schulen und Kindergärten können sich das tolle Material kostenlos im Plattdüütskbüro abholen.
Diese Veranstaltungen könnt Ihr rund um den Plattdüütskmaant 2024 noch besuchen
15. September: 11:30 Uhr Plattdeutsche Führung durch die Evenburg in Leer, Erwachsene zahlen 12€ Eintritt, Kinder bis 17 Jahre können kostenlos teilnehmen
17. September: ab 17:00 Uhr Plattdeutsch-Kurs im Treff am Sonneneck in Wittmund, man muss sich vorab dafür anmelden
18. September: ab 15:00 Uhr „In ‘t Hörn bi ‘t Füür“ – Plattdeutsche Teezeremonie mit Geschichten und Gesang mit Angelika Bolinius und Doris Voss im Hohen Haus in Greetsiel, Eintritt 8€
19. September: von 09:30 bis 11:30 Uhr Aktion der Plattdeutschbeauftragten auf dem Wochenmarkt in Wittmund
20. September: 14:30 Uhr wieder am Sonneck in Wittmund: Treffen des Sonneneck-Chors: Thema „Plattdeutsche Lieder“
22. September: 10:00 Uhr Plattdeutscher Gottesdienst mit Prädikant Thorsten Fritz in der Friedenskirche Süderneuland in Norden, 11:30 Uhr Plattdeutsche Führung im Landesmuseum Emden durch die Sonderausstellung „HELMA SANDERS-BRAHMS – IHRE FILME, IHR LEBEN“, Eintritt 2€, 14:30 Uhr erneute Plattdeutsche Führung durch die Evenburg in Leer, 17:00 Uhr Rückschau auf das Leben und Werk des plattdeutschen Autors Peter Nanninga in der Kirche zu Upleward mit musikalischer Begleitung durch die Deichmusikanten
26. September: 15:00 Uhr Zeitreise auf Schloss Evenburg in Leer: „Wat uns Graaf seggt, dat word maakt!“, Eintritt 18€, Kinder bis 17 Jahre Eintritt frei, 18:30 Uhr Vortragsabend von und mit Andreas Wojak: „Wilhelmine Siefkes und Greta Schoon: Zwei große ostfriesische Literatinnen im Blick“ im Klottjehuus in Leer, Eintritt 5€
27. September: 19:00 Uhr Legenden up Platt mit Jan Cornelius, Helmut Debus und Gerd Brandt in der Kirche zu Jheringsfehn/Moormerland, Eintritt im Vorverkauf 25€/ an der Abendkasse 28€ (Tickets sind in der Touristik-Info Moormerland erhältlich)
28. September: 17:00 Uhr „Tsüh, Consul!“ von Bruno Loets – szenische Lesung in plattdeutscher Sprache mit Hans-Hermann Briese, Jutta Julius und Carl-Heinz Dirks in der Friedenskirche Süderneuland in Norden
29. September: von 11:00 bis 17:00 Uhr Aktion der Plattdeutschbeauftragten auf dem Früchtefest im Ökowerk Emden, 20:00 Uhr Gerd Spiekermann: „Reeg di nich op!“ im Rathaus Filsum, Eintritt im Vorverkauf 12€ / an der Abendkasse 14€ (Tickets sind im Rathaus Filsum)
Unser Tipp:
Wer noch mehr in die spannende Vergangenheit Ostfrieslands eintauchen und dabei bestimmt auch immer mal wieder auf die plattdeutsche Sprache treffen mag, dem sei von mir noch das ostfriesische Schulmuseum Folmhusen in der Gemeinde Westoverledingen ans Herz gelegt. Hier wurde die pädagogische Entwicklung der Region dokumentiert und die sicherlich oft geweckten Erinnerungen ans eigene „Schulbank drücken“ fördert somit gleichzeitig die Kommunikation zwischen den Generationen.
Mit der OSTFRIESLANDCARD am Anschlag zahlt Ihr als erwachsene Person lediglich 1€ Eintritt.
Bildquelle: Aurich Tourismus

Uta – ursprünglich eine jecke Niederrheinerin – ist auf der Nordseeinsel Juist entstanden, wo sie auch 16 Jahre lang gelebt hat. Sie bloggt also über ihre zweite Heimat Ostfriesland – und daneben auf Don´t forget to Hüpf.
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