
Tipp aus 111 Orte in Ostfriesland: Der Walknochenzaun
Der Walknochenzaun
…in dieser Größe weltweit einmalig (Bildquelle: Wikipedia)
Der Walfang prägte Borkum im 17. Und 18. Jahrhundert. Jungen und Männer heuerten als Harpuniere oder Ruderer auf Walfängerschiffen Hamburger, Bremer, Emder oder niederländischer Reeder an. Die Insulaner fuhren jedes Frühjahr in die Gewässer vor Grönland, um dort die mächtigen Tiere zu erlegen. Dabei gingen sie ein hohes Risiko ein, denn Erfolg war nicht garantiert und die Männer begaben sich auf ihrer Jagd in große Gefahr. Doch die Aussicht auf gutes Geld lockte viele Borkumer in den Arktischen Ozean. Borkums bekanntester Walfänger war Roelof Gerrits Meyer, der zwischen 1736 und 1786 auf 47 Fahrten 311 Wale erlegte.
Von Borkums Walfänger-Vergangenheit zeugt ein Relikt der besonderen Art: Der Walknochenzaun. Er ist – neben dem Walfängerfriedhof am Alten Leuchtturm – eine der größten Attraktionen der Insel und ein einzigartiges Kulturgut. Denn in dieser Größe und derart gut erhalten gibt es weltweit keinen Walknochenzaun mehr. Sowieso gab es derartige Bauwerke nur auf den friesischen Inseln. Lediglich auf Ameland, Schiermonnikoog und Föhr gibt es noch kleine Reste. Der Borkumer Walknochenzaun hat also weltweit kulturhistorische Bedeutung.
Der Walknochenzaun besteht aus den Kinnladen der erlegten Grönlandwale. Die Borkumer Walfänger durften sie mit nach Hause nehmen und verwendeten sie vor ihren Häusern als Schutz vor dem Sandflug. Im 17. Und 18. Jahrhundert war Borkum noch wenig befestigt, es gab kaum Bäume und Sträucher, die Häuser und Gärten vor Sandverwehungen hätten schützen können. So waren die Walknochen im Vorgarten der Borkumer keineswegs Trophäen, sondern nützliche und kostenlose Mittel zum Schutz ihres Hab und Guts.
Wie gesagt, Wale waren und sind ein großes Thema auf Borkum. Auf der ganzen Insel sind Tafeln verteilt, die über verschiedene Walarten, Borkums Geschichte mit dem Walfang und viele andere spannende Themen informieren.
Öffnungszeiten
Jederzeit zu besichtigen
Unser Tipp
Noch nicht genug vom Wal? Täglich um 11 Uhr pustet ein Nordkaper-Wal-Nachbau sein Wasser über die Borkumer Promenade und beeindruckt mit seinen Gesängen.

Leseprobe aus dem Buch
111 Orte in Ostfriesland, die man gesehen haben muss
Erschienen im Emons-Verlag, Autoren: Lena und Manfred Reuter
Land zwischen Teezeremonie und Energiewende
Ostfriesland. Weit mehr als schwarzer Tee und Windmühlen. Längst hat sich die Halbinsel im Norden der Republik zu einer Top-Urlaubsadresse etabliert. Und dennoch gibt es dort jenseits der Touristenattraktionen verborgene Orte, mystische Geschichten und kulturhistorische Schätze, die in ihren Bann ziehen. Ostfriesland ist vor allem wesentlich moderner und innovativer als sein Ruf. Moderne Häfen, erneuerbare Energien, mutige Start-Ups und pfiffige Freizeitangebote machen die Region zwischen Dollart und Jadebusen zu einem ebenso liebenswerten wie wertvollen Lebensraum

Lena Reuter, geboren 1985 in Aurich, kommt aus und schreibt über Ostfriesland. Unter anderem arbeitet Sie an Ihrem Krimi-Debüt und hat die 111 Orte- Reihe mit Büchern über Norderney und Aurich bereichert.
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