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Emden – die Stadt des Wassers

Da, wo ich herkomme – also aus Nordrhein-Westfalen – erzählt man sich gerne den Witz: „Welche Stadt hat nur einen Buchstaben – nämlich das M?“ Und ja, wenn man den Namen schnell ausspricht, dann hört es sich tatsächlich so an, als käme Emden tatsächlich nur mit diesem Konsonanten aus. Manche behaupten sogar, man bräuchte fast genauso lange, um den Stadtnamen auszusprechen, wie Emden zu durchqueren.

Echte Kenner wissen allerdings, dass die Stadt deutlich mehr zu bieten hat als seine fünf Buchstaben – und davon möchte ich in meinem heutigen Artikel einen Einblick geben.

Emden ist die größte Stadt Ostfrieslands und liegt im Nordwesten von Niedersachsen an der Emsmündung am Nordufer des Dollarts. Mit rund 50tausend Einwohnern handelt es sich um die kleinste kreisfreie Stadt des Bundeslandes. Da es dazu die einzige kreisfreie Stadt in Ostfriesland ist, hat Emden mit seinem Seehafen als Wirtschaftsstandort eine große Bedeutung für die Region. So haben sich im 20. Jahrhundert zum Beispiel so große Betriebe wie die Nordseewerke oder Volkswagen dort angesiedelt.

Emden ist ganz klar eine Stadt des Wassers – über 850 Hektar flüssiger Pracht verteilen sich auf das Hafenbecken und rund 150 Kanäle, die durch das Stadtgebiet verlaufen und teilweise natürliche Wasserläufe darstellen. Der Großteil davon wurde allerdings künstlich geschaffen. Beispiele hierfür sind der Emder Stadtgraben, der zusammen mit dem Emder Wall einen Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlage bildete.

Geschichtliches

Das lässt schon erahnen, dass Emden auf eine sehr lange Vergangenheit zurückblicken kann. Die Geschichte der Stadt geht sogar bis zur Antike zurück. „Amuthon“ nannten die römischen Eroberer den kleinen Ort an dem windgeschützten Arm der Ems, der sich bereits im frühen Mittelalter zu einem florierenden Handelsort und bis zum 16. Jahrhundert sogar zur größten Hafenstadt Nordwesteuropas entwickelte.

Im 19. Jahrhundert fand Emden durch die Anbindung an das Ruhrgebiet und den Bau des Hauptbahnhofs Anschluss an die Industrielle Revolution. Wie oben bereits erwähnt, siedelte sich gewichtige Industrie in dem Stadtgebiet an. Wie in ganz Deutschland fiel dieser Glanz in der Ära zwischen den Weltkriegen durch die allgemeinen wirtschaftlichen Krisen und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in sich zusammen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die die Israelitische Gemeinde, die mehr als 300 Jahre in Emden existierte, komplett zerstört. Jüdische Bürger mussten fliehen oder fielen dem Holocaust zum Opfer. Im September 1944 schafften es britische Bomben innerhalb von einer halben Stunde, die Emder Altstadt in einen Trümmerhaufen zu verwandeln.

Emden ist im übrigen die niedersächsische Stadt mit den meisten Luftschutzbunkern im Verhältnis zur Einwohnerzahl: 31 noch wirklich gut erhaltene Bunker findet man hier. Heute werden sie glücklicherweise ganz anders genutzt – einige dienen zum Beispiel Bands als Proberaum, wegen der guten Schallisolierung.

Nach dem Ende des Krieges wurde der Wiederaufbau mit viel Eifer vorangetrieben – 1962 konnte der damalige Oberbürgermeister voller Stolz das neue Emder Rathaus einweihen.

Einen umfangreichen Einblick in die Stadtgeschichte erhält man im Emder Stadtarchiv – quasi das historische Gedächtnis der Stadt.

Bilderquelle: Emden-Touristik, BSV Kickers Emden und eigene

Sehenswertes

Auf geführten Stadtrundgängen erfährt man ganz viel über die 1.200-jährige Geschichte Emdens und die enge Verknüpfung derer mit dem Seehafen. Zwischen Ostern und Weihnachten kann man zum Beispiel mit der Stadtführergilde Emden e.V. die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Stadt näher kennen lernen. Im Angebot sind sowohl historische als auch kulinarische Stadtrundgänge, bei denen neben dem Gehirn auch der Magen gefüttert wird.

Emden – gerne auch das „Venedig des Nordens“ genannt – kann auch durch die malerischen Grachten hindurch zu Wasser erkundet werden. Ob passiv bei einer Bootstour oder aktiv im Paddel- oder Tretboot – hier ist für jedes Alter und verschieden gefüllte Geldbeutel etwas dabei.

Im bereits erwähnten Emder Rathaus kann man das Ostfriesische Landesmuseum mit dem thematischen Schwerpunkt Emden/Friesland/Europa besuchen. Die in der sogenannten Rüstkammer ausgestellte Sammlung von Rüstungen und Waffen der frühen Neuzeit gilt als die größte (in städtischem Besitz befindliche) Europas.

Leider muss es derzeit aufgrund offener Brandschutzauflagen bis auf Weiteres geschlossen bleiben – ansonsten bietet das 1995 eröffnete Bunkermuseum in Emden nämlich eine authentische Aufarbeitung und Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus. In einem reellen Bunker aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges kann man unterschiedliche Schicksale betroffener Menschen buchstäblich hautnah nachvollziehen. Ein Ort, an dem man die Schrecken eines Krieges deutlich vor Augen geführt bekommt – was ja leider seit einiger Zeit wieder aktueller denn je ist…

Einen wesentlich schöneren Blick in die Vergangenheit kann man in Emden bei einem Besuch auf Europas einzige Kesselschleuse werfen. Diese steht unter Denkmalschutz, ist aber dennoch noch täglich in Betrieb und verbindet gleich vier zusammenlaufende Wasserstraßen mit verschiedenen Wasserständen.

Unbedingt besuchen sollte man die Kunsthalle in Emden, die ein echtes Musterbeispiel für ehrenamtliches Engagement darstellt. Der gebürtige Emder Henri Nannen hatte in den 80er Jahren die Vision eines „lebendigen Ortes der Begegnung“ zwischen Menschen und Kunst und verwirklichte das Projekt gemeinsam mit seiner Frau Eske und dem Galeristen Otto van de Loo. Die heute als eines der wichtigsten und auch schönsten Museen Norddeutschlands geltende Kunsthalle präsentiert auf etwa 1.700 Quadratmetern bis zu fünf große Ausstellungen im Jahr. In der Malschule, in verschiedenen Workshops oder in beruflichen Fortbildungen darf man dann selber den Pinsel, Spachtel oder Schleifer schwingen. Ich war schon recht häufig in der Emder Kunsthalle und hatte durch die vielen unterschiedlichen Ausstellungen jedes Mal das Gefühl, ein komplett anderes Museum zu besuchen – und jedes Mal begeistert es mich aufs Neue.

In einem anderen Emder Museum hab ich mir mal ein persönliches Trauma geholt. Ich war in meiner Jugend ein großer Otto Waalkes-Fan – man könnte sogar so weit gehen und behaupten, ich hätte richtiggehend für ihn geschwärmt. Dass ich anscheinend meistens nicht auf eindeutige Schönheitsideale stehe, beweist auch meine damalige große Liebe zu Phil Collins, den ich tatsächlich eher wegen seines Aussehens als wegen seiner Musik verehrt habe.

Aber zurück zu Otto Waalkes – der hat nämlich in der Emder Innenstadt sein eigenes humoristisches Epizentrum: „Dat Otto Huus“. Wie bereits im Juist-Artikel beschrieben, ist meine Familie jedes Jahr im Sommer auf die Insel gereist. Und in einem Jahr wollten meine Eltern mir eine ganz besondere Freude machen, machten auf dem Rückweg den Abstecher nach Emden und wollten mich mit dem Besuch in diesem ganz besonderen Museum überraschen. Ausgerechnet da hatte dies allerdings Ruhetag. Unser Familienalbum ziert seitdem ein Foto einer am Boden zerstörten Uta, die sich die Nase an der Fensterscheibe vom Otto Huus plattdrückt.

Jahre später habe ich es dann geschafft, bin hineingekommen und konnte den dort nachempfundenen Werdegang des Komikers, kuriose Jugenderinnerungen und Requisiten (unter anderem Ottos erste Bartstoppeln und sein erstes Kaugummi) besichtigen. Seitdem bin ich mit dem in Emden geborenen Komiker wieder komplett ausgesöhnt.

Otto stammt übrigens aus dem Stadtteil Port Arthur/Transvaal, wo eine Ottifanten-Plastik zu seinen Ehren steht.

Söhne der Stadt Emden

Neben Otto Waalkes stammt noch ein weiterer Komiker aus Emden. Der leider bereits verstorbene Karl Dall. Dieser kam 1941 als Sohn eines Schulrektors und einer Lehrerin zur Welt. Drei Monate nach seiner Geburt verließ die Familie allerdings wegen Bombenangriffen die Stadt und zog zunächst nach Hessen. Nach einigen Jahren kehrte man dann nach Ostfriesland zurück und ließ sich in Leer nieder.

Der wohl berühmteste Emder ist aber eindeutig der international bekannte Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Wolfgang Petersen. Der ebenfalls 1941 geborene Ostfriese wuchs nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Barackenlager im Emder Hafen auf. Bereits im Jugendalter zog er allerdings nach Hamburg und startete dort seine beispiellose Karriere. Heute ist Petersen aus Hollywood nicht mehr wegzudenken, Filme wie „Das Boot“, „Air Force One“ oder „Troja“ gehen auf seine Kappe und er wurde bereits 15 Mal für den Oscar nominiert.

Und noch paar weitere Söhne der Stadt schicken sich aktuell an, den Einheimischen immer stärker ans Herz zu wachsen – das sind die Jungs von den BSV Kickers Emden, die Dank einer sehr starken Leistung in dieser Saison den Aufstieg in die Regionalliga perfekt gemacht haben. Wir von der OSTFRIESLANDCARD gratulieren ganz herzlich dazu. Und wer die Nachwuchsarbeit der Kickers Emden unterstützen möchte, der kann das ab sofort mit der KICKERS CARD tun. Die neue Variante der OSTFRIESLANDCARD im Look & Feel der Kickers Emden gibt es ab sofort zu kaufen. Das Besondere: 2 € der jährlichen Kartengebühr gehen an die Nachwuchsarbeit des BSV Kickers Emden. Alle Infos dazu findet Ihr hier.

Kulinarisches

Emden hat in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen. Wir empfehlen Euch einen Besuch im Kudo Fusion Restaurant und – natürlich – im Castos. Darüber hinaus gibt es aber auch noch viele andere sehr gute Restaurants und Cafes in Emden.

Unser Tipp:

Emden kann man nicht nur in Ostfriesland besuchen, sondern auch in den USA. Im Bundesstaat Illinois gibt es nämlich ebenfalls einen Ort mit diesem Namen. Das hängt mit den vielen Auswanderern aus der Emsregion zusammen, die das rund 500 Einwohner zählende Dorf einfach nach seinem „großen Bruder“ an der deutschen Nordseeküste benannt und somit wahrscheinlich weniger Heimweh haben. Ob man sich dort allerdings auch mit einem „Moin“ begrüßt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen…

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