Gastronomie – Futter vom Kutter

„Und ich sag noch… gib dem Kind keinen Fisch! Und was macht se? Gibt dem Kind den Fisch… und was hat das Kind?… Schuppen!“

Ich finde diesen uralten Wortwitz ja immer noch lustig. Aber natürlich wird man damit der leckeren und gesünderen Alternative zu Fleisch nicht wirklich gerecht. Schon unsere Großeltern haben uns geraten, mindestens einmal in der Woche Fisch zu essen – traditionellerweise freitags. Doch was macht dieses tierische Produkt so wertvoll für unsere Gesundheit?

Ein wichtiger Aspekt bei der Ernährung ist die ausreichende Versorgung mit Proteinen. Denn Eiweiß ist in unserem Körper u.a. für die Muskelfunktion und als Bestandteil von Haut, Haaren, Knorpel, der DNA, des Immunsystems in Form von Antikörpern und Hormonen zuständig. Im Durchschnitt enthalten 100g Fisch ungefähr 20g Eiweiß, je nach Art etwas weniger oder mehr. Fische enthalten dabei alle essenziellen Aminosäuren, die man über die Nahrung aufnehmen muss.

Viele Meeresfische enthalten zudem wertvolle Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren, die wir für die Produktion von Hormonen, zur Unterstützung des Stoffwechsels, für die Eiweißsynthese und zum Schutz gegen Entzündungen und Infektionskrankheiten benötigen.

Zusätzlich enthält Fisch eine Menge an Vitaminen und Spurenelementen, wie zum Beispiel Jod, Vitamin B12 oder auch Vitamin D.

Je frischer der Fisch ist, desto besser ist es natürlich. In Ostfriesland gibt es viele Möglichkeiten, fangfrischen Fisch und Krabben zu kaufen – Futter vom Kutter.

Oft nur wenige Stunden vorher aus dem salzigen Wasser gezogen, kann man ihn genau dort erstehen, wo er das erste Mal an Land geht: im Fischereihafen oder manchmal sogar am Strand. Meist ist der Fisch dabei sogar günstiger als sein Artgenosse aus der Kühltheke und man hat ein besonderes Einkaufserlebnis, denn der, der die Preise macht, steht ja buchstäblich direkt vor einem. Aber manchmal muss man bei diesem Erlebnis auch ein wenig flexibel sein, denn vielleicht hat das Wetter nicht so mitgespielt, es herrscht gerade Schonzeit für den Dorsch oder keine Saison für den Hering – der Kutter ist eben kein Supermarkt, in dem die Regale demnächst wieder aufgefüllt werden.

Gute Adressen für Futter vom Kutter in Ostfriesland

• In Esens-Bensersiel kann man in einem Verkaufswagen am Hafen täglich außer dienstags frische Krabben kaufen. Oder man sucht im Hafen West den Kutter „Edelweiß“ auf, der täglich von 11.00 bis 19.00 Granat, Krebse, Aal, Knurrhahn, Scholle, Seezunge und Steinbutt verkauft. Wenn man Glück hat, trifft man auf den Kapitän Jann Linneberg, der sein Geschäft mit dem Meer in 6. Generation betreibt, im Shantychor Carolinensiel den Bass singt und mit seinem wettergegerbtem Gesicht hinterm weißen Bart nicht klassischer aussehen könnte.
• Nicht wirklich direkt vom Kutter, aber dennoch fangfrisch bekommt man in Dornumersiel tolle Krabben und gut sortierten Fisch im Hafen bei Fisch Rinjes.
• In Carolinensiel ist die Firma de Beer der Vorreiter in Sachen frischer Krabben. Die Kutter sind täglich auf der Nordsee unterwegs und verarbeitet den Fang bereits an Bord. Einen schönen Einblick in die Arbeit der Krabbenfischer erhält man in dem eigens gedrehten Film.
• In Neuharlingersiel geht der Kutterfang direkt an die Fischereigenossenschaft, die ihn dann in ihrem Laden auf dem Weg nach Carolinensiel rechterhand verkauft, aber auch in den Sommermonaten einen Stehimbiss direkt am Hafen betreibt.
• In Greetsiel bilden die schönen Giebelhäuser mit ihren schönen Fassaden vor allem am seit 600 Jahren existierenden Hafen die passende Kulisse für die bunte und größte Krabbenkutter-Flotte Ostfrieslands. Dies ist möglich, weil man Greetsiel durch das 1991 fertiggestellte Sperrwerk Leysiel am Ende der Deichnase Leyhörn in der Leybucht tideunabhängig erreichen kann. Die Krabbenfischer bleiben meist mehrere Tage auf See. Die Wahrscheinlichkeit, im Greetsieler Hafen Krabbenkutter vorzufinden und ihnen bei einem Spaziergang entlang der Kaimauer beim Entladen der Krabben oder bei der Vorbereitung auf die nächste Ausfahrt zuzusehen, ist daher am Wochenende am größten. Ein besonderes Ereignis ist die Greetsieler Krabbenwoche, die jeden Sommer stattfindet. Jeden Tag gibt es dann am Nachmittag zwei Stunden lang frische Krabben zu kaufen – mit dabei: eine Anleitung zum selber pulen. Den krönenden Abschluss dieser Wochenveranstaltung bildet dann das Krabbenkutter-Korso, welches in diesem Jahr am 30. Juli stattfand. Zu ihrer Fahrt auf hoher See, an dem man teilnehmen kann, werden die Kutter von ihren Kapitänen mit bunten Fahnen geschmückt. Und im Hafen gibt es Live-Musik, Krabbenpul-Wettbewerbe und kulinarische Köstlichkeiten von der „Waterkant“.
• Wer auch gerne mal etwas mit nach Hause nehmen möchte, der ist bei Fisch-Feinkost Klaassen in Emden richtig. Der heutige Inhaber Dieter Klaassen übernahm zusammen mit seiner Frau Petra vor 25 Jahren die Leitung der Fischhandlung. Zusammen mit einem qualifizierten Team von Mitarbeitern bürgt der Name “Klaassen” für beste Qualität, kompetente Beratung und Kundennähe. Der Clou – als Karteninhaber einer OSTFRIESLANDCARD erhältst Du einen Rabatt in Höhe von 10 % auf das gesamte Sortiment. Mehr Infos dazu findest Du hier.
• Der Krabbenkutter Evers in Norddeich ist eine echte Institution bei Fisch-Liebhabern. Seit über 20 Jahren gibt es das Fischfachgeschäft und den dazugehörigen Fischimbiss bereits. Das Team bietet Dir hausgemachten Backfisch, Gerichte mit und ohne Beilage, Frischfisch, Räucherwaren, diverse Marinaden, hausgemachte Fischsalate auf Bestellung, die sehr belieten kalten Platten sowie eine breite Auswahl von Getränken und Langnese Eis an. Beim Kauf einer kalten Platte ab 50,- Euro gibt es für Dich als Karteninhaber einer OSTFRIESLANDCARD einen 5,- € Gutschein gratis. Und beim Kauf einer kalten Platte ab 100,- € gibt es sogar einen 10,- € Gutschein.
• Seit November 2018 gibt es “Lüttje Fiskbuud”. Ein mobiler Fisch Anhänger, der wöchentlich seine festen Standpunkte in Ostfriesland anfährt. Verkauft werden frisch belegte Fischbrötchen, mit den Produkten von Fokken und Müller aus Emden. Besser Bekannt unter dem Namen “Emder Matjes”. Dein Vorteil als Karteninhaber einer OSTFRIESLANDCARD: Bestell vier Fischbrötchen für mindestens mind. 2,80 € und Du erhältst ein Fischbrötchen mit einer Fischfrikadelle gratis dazu – für den großen Hunger! 
• Und “last but not least” – beim “Zum Backfisch” in Norddeich sollte jeder schon einmal gewesen sein. Unsere Empfehlung dort – der Backfisch mit dem hausgemachten Kartoffelsalat. Sehr lecker!

Nordseekrabbe, Garnele, Granat – oder was?

Jetzt hab ich so viel von den frischen Krabben als Futter vom Kutter geschrieben – immer wieder hört man aber auch die Begriffe Garnelen und Granat – was ist denn nun richtig?

Die Nordseekrabbe trägt diesen Namen tatsächlich irreführend: Krabben sind Kurzschwanzkrebse mit rundlichem Körper und kräftigen Scheren, hauptsächlich in Ostasien beheimatet. Was wir in Ostfriesland aber zum Beispiel auf ein leckeres Brötchen packen sind Langschwanzkrebse mit langen Fühlern und weicherer Schale – und das sind Garnelen, oder auch Granat genannt.

Und nicht genug der kleinen Lehrstunde – denn so richtig Spaß macht es natürlich, wenn man sein Futter vom Kutter nicht nur fangfrisch kauft, sondern die Krabben zum Beispiel selber pult. Ich habe mir das mal von einem Fischhändler auf Juist zeigen lassen und gebe mein Wissen gerne weiter:

Man nimmt die Krabbe mit dem Panzer nach oben in beide Hände und zählt an diesem den zweiten Wirbel hinterm Kopf ab. An dieser Stelle dreht man den Körper gegen verkehrt – sprich, die rechte Hand dreht nach hinten und die linke Hand nach vorne. Das gibt ein herrliches „Knack“, wenn der Panzer dabei aufbricht. Dann zieht man vorsichtig am Schwanz und löst den hinteren Teil des Garnelen-“Gewandes“ ab – presst dann mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand den Kopf zusammen und zieht mit der rechten Hand das hoffentlich noch vollständige Krabbenfleisch heraus.

Klingt vielleicht ein wenig kompliziert – geht einem aber der 47. Krabbe echt ganz schnell von den nett stinkenden Fingern. Die bekommt man übrigens mit Zitrone oder Edelstahlseife wieder sauber und frisch duftend.

Unser Tipp:

Barfuß oder mit Gummistiefeln kann man im Wangerland zweimal im Jahr – im Juli und August – ein echtes Highlight erleben: Das „Schollenbraten“ im Watt. Die Wangerländer Gastronomen „Die Seesterne“ bauen an diesen Terminen ihre großen, gusseisernen Pfannen mitten im Schlick des Watts auf und locken mit dem Duft der gebratenen Plattfische Einheimische und Gäste in diese ungewöhnliche Kauf-Kulisse, in der man nebenbei noch vorbeifahrende Schiffe beobachten kann. Allerdings sollte man mindestens ein Auge immer auf seinem Essen behalten, denn auch Möwen mögen gerne Fisch… 😉