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ADVENT 1

Ostfriesische Adventsbräuche

Ostfriesische Adventsbräuche

Wegen mir könnte ja gerne das ganze Jahr über Sommer sein – das ist und bleibt einfach mein allerliebste Jahreszeit. Aber auf der anderen Seite liebe ich Weihnachten total – diese Tage voll geballter Familie, die vorbereitende Adventszeit mit all ihrem Kerzenschein, kleinen magischen Momenten und kindlicher Vorfreude im Bauch und den Heiligen Abend, an dem es in jedem Haus ganz besondere Rituale zu geben scheint.

Wenn man mal recherchiert, dann ist Weihnachten in Ostfriesland nicht wirklich anders als in anderen Regionen. In früheren Jahren spielte das Fest sogar traditionell eine eher untergeordnete Rolle, weshalb es nur wenige regionaltypische Bräuche gibt. Ich habe dennoch welche gefunden und stelle sie Euch jetzt vor:

Das treibt der Ostfriese im Advent

Richtig gesellig geht es bei den alljährlichen Adventstreffen der Ostrittrumer Landfrauen in der Wassermühle zu. Seit 1988 sitzt der ausnahmslos weibliche Verein in den gemütlichen Räumen und braucht dabei kein besonderes Programm. Bei Keksen, Krüllkuchen (erkläre ich weiter unten, was das genau ist), Glühwein, Punsch und anderen Leckereien sitzt man zusammen und hält „Klönschnack“. Jedes Jahr bringt die Vereinsvorsitzende vorsichtshalber ein Buch mit, damit sie was zum Vorlesen hat, falls es mal längere Gesprächspausen geben sollte. Und jedes Mal bringt sie es ungeöffnet wieder mit nach Hause.

Am Vorabend zum Nikolaus, also jährlich am 05. Dezember, finden in vielen ostfriesischen Bäckereien, Kneipen, Supermärkten, Restaurants und Museen traditionell die sogenannte „Verknobelung“ statt. Mit unterschiedlichen Würfelspielen – zum Beispiel mit einem geringen Einsatz eine möglichst hohe Zahl zu würfeln – kann man Backwaren, Würste, Fleischportionen, Süßigkeiten, Gänsekeulen oder ganze Weihnachtsenten gewinnen. Ich habe schon mehrfach solche Verknobel-Abende mitgebracht, konnte meinen Tiefkühlschrank dabei immer ganz gut füllen – und brauchte aus dem selbigen meistens am Morgen danach ein Kühlpack, weil ordentlich Alkohol im Spiel war. Die Tradition geht übrigens auf einen alten Seefahrtsbrauch zurück: Die Seeleute bekamen in früheren Zeiten stets am Abend vor Nikolaus ihr Geld ausgezahlt – und oft genug haben sie dieses am selben Abend direkt wieder verspielt.

Auch um den eigentlichen Tag des Nikolaus, der hier zumeist „Sünnerklaas“ genannt wird, herum existieren in Ostfriesland verschiedene Traditionen. In Emden hält man es niederländisch und bedient sich am holländischen „Sinterklaas“, der mit dem Schiff in die ostfriesische Seehafenstadt kommt und anschließend mit seinem Pferd durch die Straßen reitet, um den Kindern Süßigkeiten zu schenken. Obwohl es bereits Beschwerden wegen möglichem Rassismus gab, wird der heilige Mann traditionell von den „Swarten Pieten“ begleitet, die eben mit schwarzer Farbe im Gesicht des Weges kommen. Dies soll allerdings nicht auf eine afrikanische Herkunft hindeuten, sondern auf den beschwerlichen Weg durch Kamine und Schornsteine aufmerksam machen, um dort die Geschenke ablegen zu können.

In meinem Artikel über die ostfriesische Insel Borkum hatte ich über die dortige Nikolaus-Tradition bereits berichtet – möchte sie der Vollständigkeit halber aber hier nochmal vorstellen, denn sie ist wirklich einzigartig: Das „Klaasohmfest“ am 06. Dezember ist rau, laut und geht mit ordentlich Rabatz vonstatten. Die besondere Tradition gilt als Rückeroberung der Insel durch die Männer und stammt aus der Zeit der Walfangs. Während die männlichen Borkumer monatelang auf See waren, hatten die Frauen das Zepter als Familienoberhaupt in der Hand. Dem wird an dem besagten Abend mit Jagen und Schlägen mit Kuhhörnern auf das Hinterteil ein Ende bereitet. Sechs ledige Männer aus Borkum werden jedes Jahr als Klaasohme ausgewählt. Diese rennen gruselig verkleidet durch die Straßen, um sich an den Frauen „rächen“- nur Mädchen, verheiratete Mütter und ältere Damen werden verschont und erhalten ein Lebkuchengebäck namens „Moppe“.

Eine unglaublich schöne Tradition ist die NDR Radiosendung „Gruß an Bord“, die seit 1953 an Heiligabend über Norddeich Radio ausgestrahlt wird. Hier werden Weihnachtsgrüße an die Seeleute auf allen Weltmeeren von ihren Familienangehörigen gesendet. Bis in die 70er Jahre war es ziemlich verbreitet, dass die ganze Familie um das Radio saß und den Grüßen lauschte. Eigentlich sollte man denken, dass so etwas im Zeitalter von Handys nun nicht mehr notwendig ist, aber die Sendung wird weiterhin sehr geliebt und gehört für viele Ostfriesen zu Weihnachten genauso dazu, wie der Kirchgang oder das Singen unterm Weihnachtsbaum. Allerdings gehen die Grüße mittlerweile aufgrund der Auflösung von Norddeich Radio als Küstenfunkstelle nicht mehr live über den Äther, sondern werden im Studio aufgezeichnet und dann im NDR oder im Internet gesendet.

Auch zwischen Weihnachten und Silvester gibt es Besonderheiten in Ostfriesland: zum einen werden die traditionellen Neujahrskuchen (Zeujahrs- oder Krüllkuchen genannt) aus einfachen Zutaten wie Mehl, Eier, Butter, Zucker, Kardamom und meist noch einem Esslöffel Rum im Waffeleisen gebacken und dann ganz schnell zusammengerollt.

In der Neujahrsnacht ist es in Teilen der Region üblich, dass Kinder und Jugendliche ausziehen, um allerhand Schabernack zu treiben. Fußmatten, Gartenzwerge, Blumentöpfe, Terrassenmöbel und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird in dieser Nacht gerne versteckt oder beim Nachbarn dekoriert.

In ländlichen Gegenden Ostfrieslands gibt es den „Rummelpott“ – verkleidete Kinder ziehen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten, also quasi das Halloween des Nordens. Gerne verwandeln die Erwachsenen das Ganze in „Rumpott“ und gehen auf Schnaps-Jagd.

Unser Tipp:

Auch mein nächster Artikel wird adventlich-besinnlich, denn darin erzähle ich Euch, wo es in Ostfriesland die schönsten und spektakulärsten Weihnachtsmärkte gibt. Bis dahin wünsche ich Euch eine zauberhafte Zeit!

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