
Tipp aus 111 Orte in Ostfriesland: Der Ellernfeld-Gedenkstein
Zur Erinnerung an die Vertriebenen
Wo jetzt die Spielvereinigung Aurich ihr Vereinsgelände hat und sich alles um Fußball dreht, da ging es in den letzten etwa 110 Jahren oft deutlich ernster zu. Das Ellernfeld südlich der Auricher Innenstadt, auf dem heute auch das Hallen- und Freibad „De Baalje“, eine Jugendherberge und der Kunstpavillon des Kunstvereins zu finden sind, blickt auf eine durchaus bewegte Vergangenheit zurück.
Das Ellernfeld – „Ellern“ ist übrigens ein norddeutscher Begriff für Erlen – ist ein ehemaliges Kasernenareal, das 1912 für das 78. Infanterieregiment der preußischen Armee errichtet wurde. Mittelpunkt war das Kasernengebäude, das die Auricher wegen seiner Farbe „Grauer Esel“ nannten. Die Soldaten zogen allerdings nie in das Gebäude ein, sondern in den Ersten Weltkrieg, und auch nach Ende des Krieges wurde das Areal nie als Kaserne genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Ellernfeld als Zwischenlager für die Kriegsflüchtlinge, die dann auf die umliegenden Dörfer verteilt wurden. An diese Menschen erinnert ein Gedenkstein.
“Viele tausend Deutsche wurden nach Kriegsende in Aurich am Ellernfeld zusammengeführt und von hier aus auf Dörfer in ganz Ostfriesland verteilt. Dieser Gedenkstein soll an die Vertreibung erinnern, aber auch die Verbundenheit der Einwohner Aurichs mit den Menschen deutlich machen, die ihre Heimat verloren haben. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass es nie wieder Krieg und Vertreibung mit ihren unmenschlichen Folgen geben möge”, lautet die Inschrift auf dem fünf Tonnen schweren Findling, den der Auricher Bildhauer Bernd Clemenz-Weber bearbeitet hat. Ein Thema, das wohl leider nie an Aktualität verliert.
Das Kasernengebäude „Grauer Esel“ fiel übrigens 2007 einem Feuer zum Opfer und wurde daraufhin abgerissen. Bleibt zu hoffen, dass das Ellernfeld nie wieder Sammelpunkt für Vertriebene sein muss. Lasst uns hier lieber weiter Fußball spielen!
Adresse Am Ellernfeld, 26603 Aurich, Anfahrt Über die B 72 Ortseinfahrt Aurich, rechts ab in Julianenburger Straße, nach rechts in Am Ellenfeld bis zum Kulturpavillion.
Öffnungszeiten Jederzeit zugänglich
Unser Tipp Ein Besuch lohnt sich im Familien- und Wohlfühlbad „De Baalje“ direkt am Ellernfeld. „Baalje“ ist übrigens der plattdeutsche Begriff für Badewanne.

Leseprobe aus dem Buch
111 Orte in Ostfriesland, die man gesehen haben muss
Erschienen im Emons-Verlag, Autoren: Lena und Manfred Reuter
Land zwischen Teezeremonie und Energiewende
Ostfriesland. Weit mehr als schwarzer Tee und Windmühlen. Längst hat sich die Halbinsel im Norden der Republik zu einer Top-Urlaubsadresse etabliert. Und dennoch gibt es dort jenseits der Touristenattraktionen verborgene Orte, mystische Geschichten und kulturhistorische Schätze, die in ihren Bann ziehen. Ostfriesland ist vor allem wesentlich moderner und innovativer als sein Ruf. Moderne Häfen, erneuerbare Energien, mutige Start-Ups und pfiffige Freizeitangebote machen die Region zwischen Dollart und Jadebusen zu einem ebenso liebenswerten wie wertvollen Lebensraum

Lena Reuter, geboren 1985 in Aurich, kommt aus und schreibt über Ostfriesland. Unter anderem arbeitet Sie an Ihrem Krimi-Debüt und hat die 111 Orte- Reihe mit Büchern über Norderney und Aurich bereichert.
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