Home  /  Posts tagged "Tradition"

Ostfriesische Traditionen rund um den Tod

Wie wir schon oft mit Begeisterung festgestellt haben: Bräuche haben auch noch in unserer heutigen Zeit einen festen Platz im Leben auf der Ostfriesischen Halbinsel. Vieles davon ist uralt, findet seinen Ursprung im Christentum und erlebt zudem eine regionale Ausprägung. Viele Traditionen findet man in Deutschland ausschließlich hier und sie lassen sich an einzelnen Orten festmachen, sind aber nicht überall in Ostfriesland zu finden. Die wenigsten von ihnen gibt es in der kompletten Region. Diese regionalen Unterschiede der Ausübung von Bräuchen haben ihren Ursprung in der besonderen geografischen Lage: Ostfriesland war über Jahrhunderte durch einen Hochmoorgürtel nicht nur zweigeteilt, sondern auch von Süden auf dem Landweg schlecht zu erreichen. Dazu orientierte sich die westliche Region mehr am Leben, Glauben und an Bräuchen der benachbarten Niederlande – die nordöstlichen Gegenden unterlagen mehr den Einflüssen aus dem Oldenburgischen.

Ich kenne kaum ein Volk, welches seine ganz eigenen und ursprünglichen Traditionen mit so viel Selbstverständlichkeit und Leidenschaft ausübt. Und es gibt derer ganz viele – jahreszeitliche, Bräuche rund um Feierlichkeiten, Leben und eben auch um den Tod. In meinem ersten Artikel über das Thema habe ich Euch ja schon mehrere Bräuche rund um die ostfriesische Beerdigung vorgestellt – es gibt aber auch noch weitere, die ich Euch heute beschreiben möchte:

Die Reinigung des Trauerraums

Man kann es sicherlich ein wenig kritisch und chauvinistisch finden, aber muss es daneben eben auch als wirklich alte Tradition betrachten aus Zeiten, wo Feminismus noch ein absolutes Fremdwort war: Zu den Pflichten der Nachbarsfrauen eines Verstorbenen gehörte im Rahmen der von mir im ersten Artikel beschriebenen Einsargung ordentlich und schnell die Putzlappen zu schwingen. Es galt nämlich den Raum, in dem der Verstorbene aufgebahrt war, komplett auszuräumen und zu reinigen. Zu der Tradition gehörte (und gehört auch heute noch) es, dass in dem gleichen Raum nach der Beerdigung Tee getrunken wurde/wird. Demnach mussten die Frauen sich sofort, nachdem der Sarg zur Beerdigung getragen wurde, daranmachen, alle Möbel aus dem Zimmer zu tragen und die Räumlichkeiten gründlich zu wischen. Anschließend wurde das Mobiliar wieder rein geschleppt und die Teetafel für die zurückkommenden Trauergäste eingedeckt.

Die Teetafel

Vielerorts heißt es „Leichenschmaus“ – ein eher unschöner Begriff. Da wo ich ursprünglich herkomme, hält man nach einer Beerdigung eine niederrheinische Kaffeetafel ab – in Ostfriesland unterscheidet sich das natürlich durch das Heißgetränk, selbstverständlich wird dort Tee ausgeschenkt.

Wie oben beschrieben ist in der Region nicht etwa die Familie, sondern die Frauen der Nachbarschaft für das Wohlergehen der Gäste verantwortlich. Seit den 50er Jahren hat sich dabei ein traditioneller Teekuchen durchgesetzt, der gerne gereicht wird – ein trockener Butterkuchen mit einer süßen Zucker-Mandelkruste. Heutzutage wandelt man dies gerne ab und serviert ebenfalls Bienenstich – oder wie bei der niederrheinischen Kaffeetafel belegte Brötchen/Brote. In früheren Zeiten wurde im Trauerhaus dann noch das sogenannte „Dodenbeer“ oder auch „Tröstelbier“ ausgeschenkt – ein warmes Bier, in dem Brotstücke schwammen. Im Schlossmuseum Jever kann man eine entsprechende Tröstelbier-Schale von 1800 besichtigen. Dieser Brauch findet aber in der heutigen Zeit kaum noch Anwendung. Was allerdings noch zelebriert wird, ist ein letzter Schnaps (oder auch eine letzte Zigarette), der zum Gedenken an den verstorbenen gereicht wird – dabei ist es nicht üblich, mit den Gläsern anzustoßen.

Den Doden verlüden

Bei einer Beerdigung in Ostfriesland läuten im Prinzip die ganze Zeit die Glocken und folgen dabei einem festen Ablauf. So wird den Menschen vor Ort angezeigt, welche Station bei der Trauerfeier gerade erreicht ist. Auch das Geläut selber erfährt eine Steigerung – zu Beginn des Gottesdienstes läutet zunächst die kleine Glocke, die mittlere setzt nach einer Zeit ein und zum Schluss, wenn die Familie in der Kirche eintrifft, stimmt die größte mit ein.

30 Minuten vor dem Trauergottesdienst beginnt das Läuten. Alle Teilnehmenden nehmen einzeln vor dem aufgebahrten Sarg in Stille Abschied von dem Verstorbenen und setzen sich. Betritt die Verwandtschaft die Kirche, stehen alle Anwesenden auf. Die Glocken läuten erneut zu Beginn der Trauerandacht und zu ihrem Ende, wenn alle dem Sarg zum Grab folgen. Zum vierten Mal läuten die Glocken, sobald die Anwesenden die Grabstätte verlassen haben und zur Teetafel gehen. Währenddessen schließen und schmücken die Sargträger das Grab. Ist ihre Arbeit beendet und das Grab verschlossen, wird dies durch das fünfte Glockenläuten angezeigt. Im Anschluss an die Teetafel gehen die Angehörigen nochmals alleine zum geschlossenen Grab, wobei die Glocken zum sechsten und damit zum letzten Mal läuten. Durch die feste Abfolge nehmen im Ort auch die Menschen daran teil, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Beerdigung dabei sein können. Und den Angehörigen vermittelt dieses feste Ritual ein Gefühl von Halt und Sicherheit.

Drinkeldoden

Die Ostfriesen sind ja nun mal ein Volk, welches an der Küste wohnt und dabei nicht nur mit den schönen Seiten, sondern immer auch mal mit den Unannehmlichkeiten leben muss. So war der Umgang mit Verstorbenen, die vom Meer an den Strand angespült wurden, für die Bewohner noch nie einfach. Besonders nicht zu den Zeiten, wo der Glauben und die Religion noch eine große Rolle gespielt haben. Denn man konnte sich ja nicht sicher sein, ob der Tote am Meeressaum ein Christ war. Ein Begräbnis auf einem offiziellen Friedhof war allerdings ausschließlich Christen vorbehalten und so wurden in der Vergangenheit anonym Angespülte traditionell auf dem sogenannten „Drinkeldodenkarkhoff“ – ohne Feierlichkeiten und meist auch ohne Sarg – beigesetzt. An mehreren Orten in Ostfriesland (zum Beispiel auf den beiden Inseln Spiekeroog und Borkum) findet man Gedenksteine, die an derartige Orte erinnern.

Christliche Seeleute gewöhnten sich dann aus Furcht vor einer Beerdigung ohne kirchlichen Segen an, einen goldenen Ohrring zu tragen, der ihren entsprechenden Glauben anzeigte und mit dessen Wert dann gleich das Begräbnis bezahlt werden konnte. Ich kann bestätigen, dass noch heute viele Männer der ostfriesischen Inseln solche Ohrringe tragen – oft sieht man als Verzierung ihre Initialen darin. Und auch heute hat dieser Schmuck eine starke traditionelle Bedeutung.

Unser Tipp:

Und solltet Ihr mal auf eine Beerdigung in Ostfriesland gehen (müssen) und möchtet dem Verstorbenen noch einen lieben Gruß auf das Grab setzen, dann kann ich Euch den „Garten Eden“ in Großefehn empfehlen. Egal ob bei Sträußen, Gestecken oder Kränzen, der bewusste Einsatz des Werkstoff „Blume & Pflanzen“ liegt dem Team besonders am Herzen und als Ostfrieslandcard-Besitzer erhaltet Ihr ab einem Einkaufswert von 20€ 10% Rabatt.

Jetzt anmelden und 5 € Rabatt sichern!

Mit unserem Newsletter bist Du immer top-aktuell informiert. Du bekommst Infos zu neuen Partnern, attraktiven Sonderaktionen und neuen Beiträgen in unserem Heimatliebe-Blog aus erster Hand.

Du erhältst nach Registrierung eine e-Mail mit dem Gutscheincode. Diesen kannst Du bei Deiner nächsten Bestellung einer OSTFRIESLANDCARD einsetzen. Er ist jedoch nicht mit anderen Aktionen kombinierbar.
By creating an account you are accepting our Terms & Conditions