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Ostfriesische Traditionen rund um den Tod, Teil 1

Ostfriesische Traditionen rund um den Tod

Ja, heute geht es bei mir ganz schön morbide zu – aber der graue und meist wolkenverhangene November hat ja auch oft den passenden Rahmen für solch düsteren Themen. Und außerdem gibt es in diesem Monat allerhand Gedenktage für unsere Verstorbenen: Allerheiligen, Allerseelen, den Volkstrauertag und den Totensonntag.

Bräuche haben ja in Ostfriesland – damals wie heute – ihren festen Platz im Alltag, bei Feierlichkeiten, im Verlauf eines Jahres und oder auch im persönlichen Lebenslauf. Die Definition von einem Brauch besagt, dass dies eine regelmäßig wiederkehrende Handlung ist, die in der Gemeinschaft ausgeübt wird und zu ganz bestimmten Zeiten oder zu besonderen Anlässen stattfindet. Die Handlungsabläufe bei der Ausübung eines Brauches sind dabei in der Regel festgelegt, haben einen erkennbaren Anfang und einen Abschluss und werden von Generation zu Generation weitergegeben.

Und unser aller Lieblings-Volk liebt es eben, alte Traditionen buchstäblich zu leben – und das ebenfalls buchstäblich bis in den Tod. Denn rund um das Sterben gibt es in Ostfriesland allerhand Bräuche, die ich Euch hier – und in einem zweiten Artikel – mal vorstellen möchte:

Inleggen – Einsargen – Aufbahren

Verstirbt ein Ostfriese in einem Krankenhaus oder in einem Hospiz, so übernimmt stets ein Bestattungsunternehmen sämtliche Aufgaben. Anders verhält es sich aber, wenn man in Ostfriesland im eigenen Haus gestorben ist. Dann lädt nämlich der sogenannte „Dodenbidder“ zum „Inleggen“ ein, welches dank der Bestattungsverordnung, die zwar schon an die 160 Jahre alt ist, aber immer noch rechtens ist, immer noch erlaubt ist. Das Inleggen ist mit dem Einsargen oder Aufbewahren vergleichbar: der Tote wird für die Beerdigung hergerichtet – er wird gewaschen, ihm wird sein bestes und liebstes Kleidungsstück angezogen und das Zimmer wird mit Blumen geschmückt. So wird der Verstorbene in der Regel drei Tage bis zur Beerdigung im offenen Sarg aufgebahrt. Der Doddenbidder – auf hochdeutsch: Totenbitter – lädt dann am Abend vor der Trauerfeier die Nachbarschaft, Familie und Freunde ins Trauerhaus, um Abschied zu nehmen. In manchen ostfriesischen Regionen wird am offenen Sarg Tee getrunken. In anderen Gebieten treffen sich die Frauen vor dem Haus des Verstorbenen und singen das Lied „Lasst mich gehen“, bis der Sarg nach draußen getragen wird.

Das Tragen des Sarges

Auch dieser Akt geschieht in einigen ostfriesischen Gebieten sehr traditionell: sogenannte „Dragers“ tragen dort den Sarg – und zwar sind das die sechs Nachbarn zur Linken und zur Rechten des Trauerhauses. Man versteht dies als Nachbarschaftspflicht und möchte damit die Familie, die ein Mitglied verloren hat, aktiv unterstützen. Es gibt sogar Orte, in denen die Nachbarn sogar das Grab ausheben – meist wird dies aber heutzutage von professionellen Firmen übernommen.

Dem Teufel entgegen

Und mit dem bloßen Tragen des Sarges geben sich die Ostfriesen mitnichten zufrieden: bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde in vielen Gebieten der Region der Sarg nach der Aussegnung und vor dem eigentlichen Begräbnis ganze dreimal um den ganzen Friedhof herum getragen – und zwar entgegen dem Uhrzeigersinn – das bedeutet im Aberglaube dem Teufel entgegen. Es ging darum, das komplette vom Bischof am Tag der Kirchweihe geweihte Gebiet zu umkreisen und dem Verstorbenen dabei die Gelegenheit zu geben, sich von seiner Kirche zu verabschieden. Heutzutage hat man mit den „Dragers“ anscheinend mehr Mitgefühl und hat eine abgekürzte Form übernommen, indem der Sarg nur einmal um die Kirche getragen wird – stets mit dem gleichen Ablauf, aus dem Westportal heraus, entlang der Südseite, um die Ostapsis und der Nordseite vorbei bis zum eigentlichen Grab.

Das Totenheck

Bei den ostfriesischen Begräbnisbräuchen hat es auch ein besonderes Objekt bis in die heutige Zeit geschafft – das sogenannte Totenheck ist ein schwarzes Holz-Gerüst, welches über dem frisch eingelassenen Sarg aufgestellt und mit einem schwarzen Wolltuch versehen wird. Bis vor 40 Jahren etwa stand diese Konstruktion mancherorts sechs Wochen auf dem Grab und wurde dann erst abgeräumt. Heute ist es eher Tradition, das Totenheck bis zum Ende der Teetafel stehenzulassen, wenn die engsten Familienmitglieder nochmals zum Grab gehen, um sich den Blumenschmuck anzusehen. Der genaue Hintergrund dieses Brauchs ist nicht ganz klar – eine abergläubische These ist, dass man mit dem „Haus über dem Grab“ verhindern möchte, dass der Verstorbene zurückkommt.

Unser Tipp:

Ich finde, jetzt ist es erst mal genug um den Tod, ums Sterben und um Begräbnisse gegangen – denn in Ostfriesland kann man nicht nur schöner seinen letzten Gang beschreiten, sondern vor allem natürlich quicklebendig und fidel schöne Dinge erleben, von denen ich Euch jetzt noch eins vorstelle:

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