
Tipp aus 111 Orte in Ostfriesland: Der Rettungsring der Adelheid
Grausames Schicksal auf der Außenjade
Es müssen unvorstellbar lange 14 Stunden gewesen sein. Und unfassbar grausame. Im September 1960 trieb die erst 22-jährige Klara Meiners nach einem Schiffsunglück genauso lange im kalten Wasser der Außenjade. An ihrer Seite, die beiden Rettungswesten aneinander geleint, ihr Ehemann und Kapitän. Den acht Monate alten Sohn hatte sich die junge Frau vor den Oberkörper gebunden. Mann und Sohn starben in der Nacht, so wie der Schiffsjunge, nur Klara Meiners überlebte.
Der Untergang der „MS Adelheid“ ist einer der tragischsten Schiffunglücke der deutschen Seehistorie. Das kleine Frachtschiff war, beladen mit Kohle, auf der Außenjade nördlich von Wilhelmshaven unterwegs, als es nach einem Ruderschaden bei schlechtem Wetter sank. Besonders tragisch: Die Lichtsignale der verzweifelten Crew wurden an Land für einen Teil eines Marinemanövers gehalten. So waren die fünf Schiffbrüchigen im eisigen Wasser auf sich alleine gestellt. Als die Seenotretter 14 Stunden später endlich eintrafen, fanden sie nur eine einzige Überlebende der „MS Adelheid“.
Überreste von Bord, wie beispielsweise der Rettungsring der „Adelheid“ und eine Rettungsweste, sowie Zeugnisse aus dieser Zeit sind im Fehn- und Schifffahrtsmuseum in Westrhauderfehn ausgestellt. Die Überlebende des Unglücks, Klara Meiners, hat mittlerweile ein Buch über die schlimmsten Stunden ihres Lebens und den Kampf ums Überleben geschrieben.
Im Fehn- und Schifffahrtsmuseum Rhauderfehn dreht sich in der Dauerausstellung alles um die Fehnkultur, den Schiffbau und die Schifffahrt. Wie ging die Urbarmachung des Hochmoors vonstatten? Wie lief die Arbeit in den Werften in Rhauderfehn ab? Welche Abenteuer erlebten Fehntjer Seeleute auf den Weltmeeren? Das Fehn- und Schifffahrtsmuseum erzählt anschaulich die Antworten auf diese und viele andere spannende Fragen. Regelmäßige Sonderausstellungen ergänzen das Angebot.
Adresse Rajen 5, 26817 Rhauderfehn Anfahrt Über B 72 bis Rhauderfehn, Hauptstraße, Unterende bis Rajen
Öffnungszeiten März -Oktober Dienstag – Freitag und Sonntag 11-17 Uhr
Tipp Ein Teil der Esterweger Dose, einem unter Naturschutz stehenden Hochmoorgebiet, liegt in der Gemeinde Rhauderfehn. In der Nähe des Ortsteils Burlage wurde in den 1930er-Jahren die Moorleiche eines Kindes und in den 1950er-Jahren der historische Torfhund von Burlage gefunden.

Leseprobe aus dem Buch
111 Orte in Ostfriesland, die man gesehen haben muss
Erschienen im Emons-Verlag, Autoren: Lena und Manfred Reuter
Land zwischen Teezeremonie und Energiewende
Ostfriesland. Weit mehr als schwarzer Tee und Windmühlen. Längst hat sich die Halbinsel im Norden der Republik zu einer Top-Urlaubsadresse etabliert. Und dennoch gibt es dort jenseits der Touristenattraktionen verborgene Orte, mystische Geschichten und kulturhistorische Schätze, die in ihren Bann ziehen. Ostfriesland ist vor allem wesentlich moderner und innovativer als sein Ruf. Moderne Häfen, erneuerbare Energien, mutige Start-Ups und pfiffige Freizeitangebote machen die Region zwischen Dollart und Jadebusen zu einem ebenso liebenswerten wie wertvollen Lebensraum

Lena Reuter, geboren 1985 in Aurich, kommt aus und schreibt über Ostfriesland. Unter anderem arbeitet Sie an Ihrem Krimi-Debüt und hat die 111 Orte- Reihe mit Büchern über Norderney und Aurich bereichert.
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