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DIE KUNSTHALLE IM SOMMER

Die Kunsthalle in Emden

Die Kunsthalle in Emden

Mich verbindet mit der Kunsthalle in Emden ein ganz bestimmtes Gefühl – ich habe mich dort nämlich mal ganz doll verliebt… und zwar in ein ganz bestimmtes Gemälde von einem holländischen Maler, dessen Namen ich mir blöderweise nicht gemerkt habe. Das Bild zeigte ein kindliches Brüderpaar, das angelnd in einem kleinen Holzboot inmitten eines blauen Sees saß und es strahlte so viel Ruhe und Frieden aus. Ich war völlig fasziniert, bin immer wieder hingegangen, um es anzuschauen und habe seitdem versucht herauszubekommen, wie es hieß und ob man zum Beispiel einen Druck davon bekommen kann. Leider bin ich bisher ergebnislos geblieben – falls hier jemand eine Idee hat, kann er mich sehr gerne anschreiben.

Die Kunsthalle in Emden ist auch ein sehr guter Ort, um ins Staunen und Fühlen zu kommen. „Ein lebendiger Ort der Begegnung“ zwischen Menschen und Kunst – das war die Vision des langjährigen Chefredakteurs des STERN Henri Nannen und seiner Frau Eske.

Wie alles begann

Die Geschichte der Kunsthalle in Emden beginnt 1913 damit, dass der Polizeibeamte Klaas Nannen und seine Frau Elise einen Sohn bekommen. Henri Nannen wächst behütet auf, macht eine Buchhändler-Lehre und wird nach dem Zweiten Weltkrieg als Gründer und Herausgeber der Illustrierten „Stern“ zu einer führenden Persönlichkeit des deutschen Journalismus. Er muss mit ansehen, wie seine Heimat Ostfriesland wirtschaftlich immer mehr den Bach runtergeht. Emden hat die größte Arbeitslosenquote der gesamten Republik. Zu seinem 70. Geburtstag beschenkt der schwerreiche und berühmte Verleger deswegen seine geliebte Stadt. Henri Nannen liebt die Kunst, gibt daher sein gesamtes Vermögens und seine ausgesuchte Bilder- und Skulpturen-Sammlung mit dem Schwerpunkt der Klassischen Moderne in ein neues Museum in Emden.

Die Kunsthalle entwickelte sich seit 1986 in vier Bauabschnitten mitten im grünen Herzen der Stadt am Emder Stadtgraben und fügt sich dank des Entwurfs des Architektenpaares Friedrich und Ingeborg Spengelin aus Hannover repräsentativ in die Umgebung ein. Es entstand ein Ausstellungshaus von internationaler Ausstrahlung, welches alle modernen Standards eines Museums erfüllt. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker drückte es in seiner Eröffnungsrede am 03. Oktober 1986 so aus:

„Ich sehe (…) vor allem das Zusammenwirken von Stifter, von Rat und Bürgern der Stadt und vielen Anderen, die Mitgeholfen haben, um dieses Ereignis möglich zu machen, den Ausdruck eines alten friesischen und bodenständigen Gemeinschaftsgeistes.“

Und das Zusammenspiel der Kräfte wuchs: Gut zehn Jahre später schenkte der Münchner Galerist Otto van de Loo der Kunsthalle so viele Kunstwerke, dass eine Erweiterung des Gebäudes notwendig wurde, die im Jahr 2000 fertig gestellt wurde.

Von 2006 bis Ende 2007 wurde die Kunsthalle dann erneut umgestaltet und modernisiert. Bei dem dafür ausgerufenen Architekturwettbewerb konnte sich die Arbeitsgemeinschaft Venneberg und Zech/Spengelin durchsetzen. Sie vergrößerten u.a. das Foyer als transparente hohe Glashalle und integrierten einen Museums-Shop hinein. Zudem legten sie eine Grünfläche als Skulpturen-Park an, die als „Hahnsche Insel“ das Museum nun mit der Innenstadt Emdens verbindet. Direkt vor dem Haupteingang entstand ein Bootsanleger mit Sitztreppe, von wo in der warmen Jahreszeit Grachtenboote ihre Touren starten. Außerdem entstand mit dem sogenannten Atrium ein moderner Veranstaltungssaal, in dem Konzerte, Vorträge und Versammlungen stattfinden. Ein großer Schwerpunkt der gestalterischen Maßnahmen lag zum einen darin, die Bedürfnisse von Besuchern/Besucherinnen mit Einschränkungen, zum Beispiel mit Gehbehinderung, zu berücksichtigen und zum anderen im innovativen Energiekonzept: dieses beinhaltet unter anderem die Nutzung von Geothermie mittels Erdwärmesonden, ein Wandtemperierungs-System und eine energiesparende Innenraumgestaltung.

Bilderquelle: Kunsthalle Emden

Die Philosophie

Wenn man seine inneren Antennen aufstellt und seine Sinne bereit macht, dann kann man in der Kunsthalle spüren, dass diese nicht nur ein Raum ist, an dem eben einfach ein paar Bilder an der Wand hängen. Hier präsentiert man nicht nur Kunst, hier lebt man sie. Man soll die Werke in diesem Museum nicht nur betrachten, sondern auch erfahren. Deswegen versucht das Team, die Kunsthalle stets weiter zu entwickeln, dem Anspruch eines Ortes für Erlebnis, Lernen und Freizeit und der Position als „kultureller Leuchtturm“ des Nordens gerecht zu werden. Unter dem Namen „Kunst aktiv“ sind zu diesem Zweck die Angebote der Kunstvermittlung, der Museumspädagogik und der hauseigenen Malschule zusammengefasst. Hierbei werden gemeinsam Kunstwerke angeschaut, diskutiert und natürlich auch selber geschaffen. Und das am liebsten auch mit kleinen Besuchern, denn in der Kunsthalle lebt man nach der Überzeugung, dass Menschen, die früh mit Kunst in Berührung kommen, gestärkt durchs Leben gehen. So können Kinder und Menschen bis ins hohe Alter in Führungen, Malschulkursen, Fortbildungen, Wochenendworkshops oder Projektwochen mehr über Kunst erfahren, neue Talente in sich entdecken oder die eigenen künstlerischen Fähigkeiten ausbauen. Auch der Corona Pandemie hat man Rechnung getragen und hat seit kurzem ebenfalls Online-Kurse per Livestream im Programm. Ein Überblick über das umfangreiche Programm bietet der Kalender der Homepage.

Das Programm

Etwa 60-70tausend Menschen besuchen das Museum in Emden im Jahr – wenn Ausstellungen dabei sind, die eine besonders große Beliebtheit erreichen und die versuchsweise alle zwei Jahre realisiert werden, zählt die Kunsthalle auch mal über 120tausend Eintrittskarten. Und es lohnt sich auf jeden Fall, dass Museum zu verschiedenen Zeiten im Jahr immer mal wieder zu besuchen, denn innerhalb der 12 Monate umfasst das Programm vier bis fünf verschiedene Ausstellungen. Das Herz davon bildet stets die hauseigene Sammlung mit Kunst vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Im Normalfall ist eine kleine Auswahl davon immer zu sehen – entweder als eigene Mini-Präsentation oder als Teil der jeweiligen Ausstellung. In der umfassenden Sammlung sind unter anderem Werke des Expressionismus von zum Beispiel den bedeutendsten Malern der Künstlerkolonie Worpswede enthalten. Dazu habe ich persönlich einen ganz besonderen Bezug, denn meine Eltern haben diese Werke sehr geliebt, so dass mein Elternhaus voll mit den typischen warmtonigen Bildern hing. Daneben finden sich in den Nannen-Sammlung aber auch Werke von Emil Nolde und den beiden Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ und „Der blaue Reiter“ – letztere gegründet von Wassiliy Kandinsky und Franz Marc.

Ein anderer Themenschwerpunkt liegt in der Kunst der sogenannten neuen Sachlichkeit, die die Kunst in der Weimarer Republik überschreibt und sich hauptsächlich mit den Erlebnissen des Ersten Weltkrieges, mit Armut und Hunger befasst.

Zudem beinhaltet die Sammlung auch Werke aus dem Neo-Expressionismus, sowjetische Gegenwartskunst (die Henri Nannen in seiner journalistischen Tätigkeit in Russland erwarb) und tolle Exponate moderner Fotografie.

Unser Tipp:

Vom 25.06. bis zum 31.10.2022 wird es die Hauptausstellung „Mythos Wald – Das Flüstern der Blätter“ in der Kunsthalle Emden zu bestaunen geben. Der Wald wird hier sowohl als Ort interpretiert, um den sich viele Märchen und Erzählungen ranken – gleichzeitig wird aber auch seine Verletzlichkeit in Form von Abholzung und Klimawandel in Szene gesetzt. Die Kunsthalle umschreibt es so: „Die Ausstellung schlägt die Brücke von Darstellungen um 1900 bis hin zu raumgreifenden zeitgenössischen Installationen und macht den Wald als einen Ort erfahrbar, der zugleich Mythos und Motiv, Projektionsfläche und Paradies ist.“

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