Home  /  Essen & Trinken   /    /  Juist – die Zauberinsel
JUIST2 1 E1651046843954

Juist – die Zauberinsel

Juist – die Zauberinsel

In meinem heutigen Artikel geht es um einen Ort, mit dem ich gefühlsmäßig mehr als mit jedem anderen verbunden bin. Denn die Ostfriesische Insel Juist war nicht nur 16 Jahre lang mein tatsächlicher Wohnort – meine Eltern sind sich absolut sicher, dass ich dort Mitte der 70er Jahre auch entstanden bin. Ich kann diese Behauptung leider nicht nachvollziehen, auch wenn ich an der Situation natürlich irgendwie beteiligt war…

Zunächst war die Insel dann DER Urlaubsort unserer Familie: jedes Jahr drei Wochen Sommerferien auf Juist, das war festes Gesetz. Und ich hätte auch einen meiner berühmt-berüchtigten Tobsuchtsanfälle bekommen, falls jemand es tatsächlich mal gewagt hätte, eine andere Idee in die Koffer-Waagschale zu werfen. Viele Jahre war es auch stets dieselbe Kellerwohnung in der Sonnenstraße, die wir buchten: ohne richtiges Badezimmer, dafür hatten die beiden Schlafzimmer ein Waschbecken, in dem man sich verrenkend den Sand vom Körper gewaschen hat und mit einem Fernseher, der in einem Eiche-rustikal-Schrank verborgen und all die Zeit kaputt war. Es war einfach, mit Plastikblumen und krassen Tapeten ziemlich hässlich – es war unser geliebtes Paradies! Und es war jedes Mal wie nach Hause kommen!

Das habe ich dann 2001 in die Tat umgesetzt und bin mit frauentypisch 777 Sachen ganz auf die Insel gezogen. Seit nahezu fünf Jahren hat mich das Festland aus persönlichen Gründen wieder – aber ich nenne es immer so: Juist ist wie Honig – es bleibt für immer süß an einem kleben.

Die Insel hat eine Länge von 17 Kilometern. An der schmalsten Stelle ist sie gerade mal 500 Meter breit – das hat zur Folge, dass man von so gut wie jeder Stelle das Meer sieht (oder zumindest hört) und somit nie das Inselgefühl verliert. Auf Juist befinden sich zwei Dörfer – der Hauptort (praktisch unterteilt in Ost- und Westdorf) und der kleinere Nebenort Loog, in dem sich neben dem Küstenmuseum, der Jugendherberge und vereinzelten schönen Cafés/Restaurants nur wenig Infrastruktur befindet. Etwa 1600 Menschen leben dauerhaft auf Juist – in der Hauptsaison kommen viele Saisonkräfte und natürlich bis zu 7000 Touristen hinzu. Da kann es auf den meist schmalen Straßen, auf denen hauptsächlich Fußgänger, Fahrradfahrer und Pferdekutschen anzutreffen sind, auch schon mal echt voll werden.

Juist ist eine tideabhängige Insel – das heißt, die reguläre Fähre kann nur fahren, wenn Flut ist. Da sich dies jeden Tag etwas verschiebt, muss man den Fährplan schon genau studieren, um die genaue Abfahrtszeit des jeweiligen Datums zu wissen. Allerdings gibt es seit einiger Zeit einen geschäftstüchtigen Insulaner, der eine eigene Reederei, den „Töwerland Express“ aufgebaut hat. Wie der Name schon vermuten lässt, ist man schneller am Ziel, da seine kleinen Boote mit starken Motoren und wenig Tiefe quer übers Wattenmeer fahren können. Das führt auch dazu, dass man auch „außerhalb der normalen Öffnungszeiten“ (teilweise bis zu sechsmal) auf das Zauberland gelangen kann.

Der Name Juist stammt vermutlich vom niederdeutschen Wort „güst“ = karg, unfruchtbar, was die Insel wohl in früheren Zeiten auch tatsächlich war. Dazu hat man ihr die beiden Beinamen „Schönste Sandbank der Welt“ und „Töwerland“ gegeben. Letzteres bedeutet Zauberland, stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert und geht auf ein altes Seemannslied zurück, in dem die sieben Ostfriesischen Inseln besungen werden:

Wangeroog de Schoone
Spiekeroog de Gröne
Langeoog dat Botterfatt
Baltrum nöm wi Sandgatt
Nördernee dat Roverland
Juist dat is dat Töwerland

Fragt man einen Juist-Kenner, dann bekommt man die naheliegende Antwort: „Hier wird man halt verzaubert.“

Memmert

Zu Juist gehört die im Westen liegenden kleine Insel Memmert. Sie wird lediglich von einem Menschen bewohnt, der sich um die restlichen „Einwohner“ kümmert – bis zu 100.000 Vögel versammeln sich zur Hochwasserzeit auf der Insel, um zu rasten. Bis zu über 80 Arten brüten hier. Dazu zählen die Fluss-, Küsten- und Brandseeschwalben sowie die am stärksten bedrohte kleine Zwergseeschwalbe. Auch Rotschenkel, Brachvögel und die langbeinigen Säbelschnäbler sind hier zu Hause. Rohr- und Kornweihen und die seltene Sumpfohreule ziehen Junge groß. Die farbenprächtigen Brandgänse haben ihre Nester in Kaninchenhöhlen, und sehr häufig sieht man Austernfischer mit den typischen roten Beinen und Schnäbeln. Die Silber- und Heringsmöwen haben große Brutkolonien.

Wer einmal an den Wattwiesen auf Juist stand und die beeindruckenden Vogelwolken, die wie große sich ständig verändernde Rauchschwaden über Memmert ziehen, gesehen hat, der wird es nie mehr vergessen.

Der Juister Lehrer Otto Leege (1862-1951) gilt als „Vater“ von Memmert. Von den Nachbarinseln aus wurden zu dieser Zeit auf der unbewohnten Sandbank Vogeljagden und Touren zum Eier sammeln unternommen. Als Leege der Insel aus wissenschaftlichen Zwecken einen Besuch abstattete, fand er praktisch keinen unversehrten Vogel mehr. Viele Kadaver von Altvögeln und verhungerten Jungvögeln lagen zwischen Patronenhülsen, angeschossene Vögel liefen in den Dünen umher. Auf Druck des Lehrers wurde Memmert zur Vogelkolonie erklärt und erhielt 1908 seinen ersten Inselvogt und Vogelwächter.

Bis heute darf die Insel von Mai bis Juli – also in der Brutzeit – niemand außer dem derzeitigen Vogt, Enno Janßen, betreten. In den übrigen Monaten finden per Ausnahmegenehmigungen begleitete Besucherfahrten von Juist aus statt, die vom dortigen Nationalparkhaus organisiert werden. Ich war auch mal dort und kann es nur wärmstens empfehlen. Man erfährt unglaublich viel über den einzigartigen Lebensraum der Tier- und Pflanzenwelt innerhalb des Watts.

Was ich allerdings bis heute nicht in Erfahrung bringen konnte: wie Enno es auf seiner einsamen Insel schafft, derartig weiße Zähne zu haben… falls das hier jemand mal beantwortet bekommt – gerne bei mir melden! 🙂

Das Töwerland und die Vogelinsel sind durch einen weiteren Umstand miteinander verbunden: 1939 wurde auf Memmert ein neuer Leuchtturm gebaut. Durch den Einfluss von Wind- und Meeresströmungen bewegt sich die kleine Insel in der Nordsee. Der Leuchtturm blieb aber, wo er war und stand 50 Jahre später zunehmend im Wasser, so dass der Betrieb stillgelegt wurde. Seit den 90er Jahren befindet sich die Laterne des Memmerter Leuchtfeuers auf Initiative mehrere Vereine in einem eigens dafür errichteten Turm im Juister Hafengelände. Im 13-Sekunden-Takt schickt es sein Licht aus – allerdings nicht Richtung Meer, sondern Richtung Land, was weltweit einzigartig ist. In der Hauptsaison kann der Leuchtturm bestiegen werden und bietet einen großartigen Blick über Hafen, Watt und das Zentrum des Hauptdorfes.

Ebenfalls von dort zu sehen, ist das noch relativ neue, 2008 erbaute Wahrzeichen Juists: das Seezeichen, das die Form einer im Strom treibenden Boje hat (entfernte Ähnlichkeit mit dem Burj al Arab in Dubai sind nicht beabsichtigt), über eine Aussichtsplattform verfügt, von der aus man die in den Hafen ein- und auslaufenden Schiffe begrüßen/verabschieden kann und sich am Ende einer Seebrücke befindet, die den Segelhafen umschließt.

Bilderquelle: ® www.ostfriesland.travel

Der Westen

Da man in südlicher oder nördlicher Richtung trockenen Fußes auf Juist nicht weit kommt, sollte man sich für längere Wanderungen entweder „nach links oder nach rechts“ wenden.

Geht man nach Westen gelangt man nach dem Nebenort Loog an eine naturkundliche Besonderheit: den Hammersee, den größten Süßwassersee auf einer Nordseeinsel. Und sein Name erzählt quasi seine Entstehung: „Hammer“ kommt vom ostfriesischen Wort „Hammrich“ = Weidefläche. Eine solche wurde durch mehrere Sturmfluten und Dünendurchbrüche nämlich derartig überflutet, dass das Wasser nicht mehr abfloss. Der Salzgehalt ging im Laufe der Jahre immer mehr zurück, so dass der heutige leicht brackige Süßwassersee mit typischen Wasservögeln entstand. Als es noch „richtige Winter“ mit langanhaltenden Minustemperaturen gab, war hier eine wunderbare Schlittschuhfläche, an die viele Insulaner sich noch gerne erinnern.

Der Hammersee ist umgeben von meinem absoluten Lieblingsort auf Juist: dem „Wäldchen“. Da auf der schmalen Insel gefühlt immer ein starker Wind weht, gibt es hier nur wenig Baumbestand. Wieder ist es Otto Leege zu verdanken, das hier dieses wunderbare Naturschutzgebiet wachsen durfte. Dieser pflanzte nämlich ganz bewusst seltene Baumarten wie Karpatenbirken oder Schwarzerlen, die eben aufgrund des Windes oft einen eigenartigen Wuchs aufweisen und dem Gebiet seinen fast mystischen Charakter verleihen. Halten Sie mich für verrückt (und damit hätten Sie gar nicht so unrecht…), aber ich würde mich keineswegs wundern, wenn einem im Juister Wäldchen mal ein Troll entgegenkäme oder einem eine Elfe von einem Ast ein fröhliches „Moin“ zurufen würde.

Zwischen diesem Gebiet und dem sogenannten Billriff, einer großen Sandbank, deren Betreten aufgrund gefährlicher Treibsandgebiete nur an der direkten Dünenkante erlaubt ist, liegt das Ausflugslokal „Domäne Bill“. Nirgendwo sonst gibt es einen derart leckeren Rosinenstuten wie hier – und nirgendwo sonst verspüre ich mehr den alten Kindheitszauber der Insel als auf den verwitterten Holzbänken der dortigen Terrasse. Da kann die Welt noch so aus den Fugen geraten – hier ist sie noch mehr als in Ordnung.

 

UTA DOMÄNE

Bilderquelle: Uta in der Domäne Bill im Jahr 2016 von Juist.de mit dem “besten Rosinenstuten der Welt”

Der Osten

Hier liegt der inseleigene Flugplatz. Auf dem Balkon des anschließenden Restaurants kann man die startenden und landenden Kleinflugzeuge beobachten.

Das äußerste Ostende von Juist – Kalfamer – ist ein wichtiges Vogelrast- und Brutgebiet, gehört zur Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und darf ohne spezielle Führungen nur von November bis März betreten werden. Am Kalfamer wird mehr Sand angetrieben als abgetragen, weswegen dieser Teil der Insel langsam nach Osten wächst und somit das geologisch jüngste Gebiet der Insel bildet.

Unser Tipp:

Angefangen hat er als YouTuber der ersten Generation und begann sich mit Cover-Videos langsam aber sicher einen Namen zu machen: Jannik Brunke, der als Künstler nur seinen Nachnamen verwendet. Sein erstes eigenes Album „Richtung Ich“ erzählt seine Geschichte und lässt tief in seine Lebensreise blicken, die ihn nämlich von seiner Heimat Juist nach Berlin geführt hat, wo er heute lebt. Brunke macht deutschsprachigen Singer-Songwriter-R&B und ich habe letztens sehr gefeiert, als seine neue Single „Lösch meine Nummer“ in der Rubrik „Song-Radar“ des norddeutschen Senders N-Joy aus meinem Autoradio kam. Hört mal rein!

 

6 Kommentare

  • AVATAR OF CLAUDIA

    Claudia

    Oh Uta, wie hab ich deinen Blog vermisst ! Wir fahren schon 17 Jahre immer wieder nach Juist und lieben diese Insel.. Dein Blog hatte uns immer bis zum nächsten Aufenthalt gerettet. Hab mich sehr gefreut dies heute zu lesen

    28. April 2022
  • AVATAR OF OLAF

    Olaf

    Heimweh nach der Kindheit!

    29. April 2022
  • AVATAR OF JÜRGEN

    Jürgen

    Liebe Uta,
    das hast Du superschön beschrieben. All das – und noch viel mehr – sind die Gründe, weshalb wir jedes Jahr auf Juist urlauben. Juist ist und bleibt unser Sehnsuchtsort, auf dem wir auch tolle Freunde gefunden haben.
    Herzliche Grüße !

    6. Mai 2022

Jetzt anmelden und 5 € Rabatt sichern!

Mit unserem Newsletter bist Du immer top-aktuell informiert. Du bekommst Infos zu neuen Partnern, attraktiven Sonderaktionen und neuen Beiträgen in unserem Heimatliebe-Blog aus erster Hand.

Du erhältst nach Registrierung eine e-Mail mit dem Gutscheincode. Diesen kannst Du bei Deiner nächsten Bestellung einer OSTFRIESLANDCARD einsetzen. Er ist jedoch nicht mit anderen Aktionen kombinierbar.
By creating an account you are accepting our Terms & Conditions